Sanierungsarbeiten - Der Kirchenvorstand informiert
Am 18. Dezember 2017 waren durch einen Kurzschluss die Deckenbretter und Teile des Dachstuhls im Seitenschiff der Kirche in Brand geraten. Da seit längerem bekannt war, dass ein umfassender Sanierungsbedarf an der Kirche besteht, wurde bei der Begutachtung des Brandschadens auch eine Gesamtbeurteilung der Kirche in Auftrag gegeben. Die dabei festgestellte starke Durchfeuchtung und Salzbelastung der Wände mit Schäden an den Putzflächen kann nur durch eine umfassende Mauerwerkssanierung behoben werden. Zudem wiesen die Traufgesimse, Wasserspeier, die Wände der Turm- und Giebelfenster und die figürlichen Kämpfer des Rundbogenfrieses starke Risse und Abplatzungen auf. Und auch an der gesamten Dacheindeckung wurden erhebliche Schäden festgestellt.
Die Gesamtmaßnahme ist aus Gemeindemitteln nicht finanzierbar. Neben den Zusagen des Bistums mussten weitere Fördermittel eingeworben werden. Nachdem die Finanzierung des ersten Bauabschnittes aufgestellt war, konnte am 6. Juni 2023 mit den Arbeiten begonnen werden. Dabei wurden weitere erhebliche Schäden aufgedeckt. So muss der Dachstuhl am Turmhelm vollständig erneuert werden. Nach dem Abschlagen des Außenputzes traten am Mauerwerk weitere erhebliche Schäden zu Tage. Eine aufwendige Erweiterung der ursprünglich geplanten Mauerwerkssanierung wurde unvermeidlich. Der anfangs aufgestellte Zeitplan von 2 Jahren für die Außensanierung der Kirche wird daher leider deutlich überschritten. Wir hoffen, dass zumindest die Sanierung des Kirchturms bis Ende 2024 abgeschlossen werden kann.
Marcus Haep
Geschichte
In Muffendorf wurde in karolingischer Zeit eine königliche Villa errichtet. Auch der Bau einer ersten Muffendorfer Kirche fiel in diese Zeit. Es besteht sogar die Vermutung, dass diese Kirche an die königliche Villa angebaut war. Eine Urkunde aus dem Jahre 889, wonach der vorletzte Karolinger Arnulf diese Kirche und den mit ihr verbundenen Besitz zusammen mit vier anderen rheinischen Kirchen dem Bischof Egilmar von Osnabrück überließ, um ihn so für anderweitig erlittene Verluste an Gütern und Einkünften zu entschädigen, erwies sich als Fälschung. Ein Nachfolger jenes Osnabrücker Erzbischofs im 11. Jahrhundert ließ sie wahrscheinlich herstellen, um in einer der üblichen Streitigkeiten um den Zehnten gegen andere Anspruchsteller eigene Beweise in der Hand zu haben.
Dagegen hat sich eine spätere Urkunde aus dem Jahre 913 als echt erwiesen. Durch diese wurden dem Priester Guntbald mit kaiserlicher Genehmigung und der Zustimmung des Klosters Weilburg zwei Kirchen, davon eine in Muffendorf, zugesprochen. Im Liber valoris um 1300 wurde Muffendorf als Filiale der Mehlemer Pfarrkirche unter den Kirchen der Erzdiözese Köln aufgeführt. Jahrhundertelang hatte der Pfarrer von Mehlem das Vorschlagsrecht für den Muffendorfer Geistlichen.
Schon im 12. Jahrhundert gab es Zwistigkeiten zwischen Mehlem und Muffendorf, das sich weigerte, finanzielle Hilfe beim Kirchenbau in Mehlem zu leisten. Sogar der Kölner Erzbischof Arnold II. schaltete sich in den Streit ein und versuchte in einem Schreiben 1154 zu vermitteln. Schließlich übertrug Muffendorf die Einkünfte eines Ackers an die Mehlemer Gemeinde als Beitrag zum Kirchenbau. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Muffendorf selbständige Pfarrei.
So wie wir die Muffendorfer Kirche heute sehen, [...] ist sie das Ergebnis vieler Neu- und Umbauten im Laufe von elf langen Jahrhunderten. Vom Kirchenbau der Karolinger im 9. Jahrhundert ist nicht viel übriggeblieben, denn schon im 12. Jahrhundert wurde ein zunächst einschiffiger Neubau aus Trachyt und Tuff errichtet, der kurze Zeit später durch ein nördliches Seitenschiff vergrößert wurde. Ein wesentlicher Umbau erfolgte dann auch im Jahre 1635, als Muffendorf seine Selbständigkeit als Pfarre erlangt hatte. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Sakristei mit steil abfallendem Dach angebaut. 1746 wurden wiederum Erweiterungsbauten durchgeführt.
Als in den Jahren 1894/95 eine neue und größere Pfarrkirche in Muffendorf erbaut und eingeweiht wurde, geriet die alte Kirche in Vergessenheit. Es fand kein Gottesdienst mehr in ihr statt, und sie fing an zu zerfallen. Erst 25 Jahre später, im Jahre 1911, begann man mit der Instandsetzung und Ausbesserung. Bei dieser Gelegenheit wurden auch alte Gebäudeteile wieder freigelegt, ursprünglich vorhandene Pfeiler eingebaut und die alten romanischen Formen, die spätere Jahrhunderte verändert hatten, wiederhergestellt. Auch im Innern nahm man umfassende Arbeiten vor. 1934 konnte ein Fußboden gelegt werden, und neun Jahre später fand der erste Gottesdienst statt.
Bei den Renovierungsarbeiten im Innern der Kirche stieß man auf einen römischen Altar aus Drachenfelser Trachyt. Aus seiner Inschrift geht hervor, dass der kaiserliche Legat der ersten minervischen Legion, Caius Scribonius Genialis, diesen Altar der Göttin Diana errichtete. Dies war zur Regierungszeit des Kaisers Marc Aurel, der von 161 bis 180 n. Chr. das römische Reich führte.
Dieser Fund und auch eine uralte mündliche Überlieferung erhärten die Vermutung, daß die erste Muffendorfer Kirche an der Stelle erbaut wurde, wo vorher ein römischer Tempel gestanden hatte. [...]
Am eindrucksvollsten wirkt die alte Kirche von dem sie umgebenden Friedhof her [...]. Den Weg von der Nordseite säumen alte schlichte Grabkreuze aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Dann erblickt man die halbrunde Apsis der Kirche mit dem Rundbogenfries und den Tierplastiken des Honnefer Bildhauers Saul, die er nach Zeichnungen des 12. Jahrhunderts anfertigte; von ihm stammen auch zwei aus Basaltlava gehauene Wasserspeier, deren menschliche Züge ins Fratzenhafte verzerrt sind. Über die Apsis ragen die beiden Giebel des Langhauses, rechts das spitze Dach der Sakristei und schließlich der gedrungene Turm. Von der Seite her erblicken wir alle Bauelemente, wie sie von der Apsis her immer höher ansteigen. Der Turm wirkt von hier aus besonders trutzig und wehrhaft, so wie die alten romanischen Kirchen ja gleichzeitig auch als Verteidigungs- und Fluchtanlagen in unruhigen Zeiten dienten.
Auszug aus „Alte Kirchen und Kapellen in Bad Godesberg“ von Dr. Eva Maria d'Oncieu de la Bâtie, herausgegeben vom Verkehrsamt der Stadt Bad Godesberg, 1965
Bilder: © Lars Bergengruen