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Unsere Kirchen

Unsere Kirchen

Unsere Kirchen und Kapellen laden zur Besinnung, Stille und Gebet ein.

Hier finden Sie alles Wissenswerte über unsere Kirchbauten. Wir freuen uns, Sie in unseren Gottesdiensten begrüßen zu dürfen.

Sanierungsarbeiten - Der Kirchenvorstand informiert

Am 18. Dezember 2017 waren durch einen Kurzschluss die Deckenbretter und Teile des Dachstuhls im Seitenschiff der Kirche in Brand geraten. Da seit längerem bekannt war, dass ein umfassender Sanierungsbedarf an der Kirche besteht, wurde bei der Begutachtung des Brandschadens auch eine Gesamtbeurteilung der Kirche in Auftrag gegeben. Die dabei festgestellte starke Durchfeuchtung und Salzbelastung der Wände mit Schäden an den Putzflächen kann nur durch eine umfassende Mauerwerkssanierung behoben werden. Zudem wiesen die Traufgesimse, Wasserspeier, die Wände der Turm- und Giebelfenster und die figürlichen Kämpfer des Rundbogenfrieses starke Risse und Abplatzungen auf. Und auch an der gesamten Dacheindeckung wurden erhebliche Schäden festgestellt.

Die Gesamtmaßnahme ist aus Gemeindemitteln nicht finanzierbar. Neben den Zusagen des Bistums mussten weitere Fördermittel eingeworben werden. Nachdem die Finanzierung des ersten Bauabschnittes aufgestellt war, konnte am 6. Juni 2023 mit den Arbeiten begonnen werden. Dabei wurden weitere erhebliche Schäden aufgedeckt. So muss der Dachstuhl am Turmhelm vollständig erneuert werden. Nach dem Abschlagen des Außenputzes traten am Mauerwerk weitere erhebliche Schäden zu Tage. Eine aufwendige Erweiterung der ursprünglich geplanten Mauerwerkssanierung wurde unvermeidlich. Der anfangs aufgestellte Zeitplan von 2 Jahren für die Außensanierung der Kirche wird daher leider deutlich überschritten. Wir hoffen, dass zumindest die Sanierung des Kirchturms bis Ende 2024 abgeschlossen werden kann.

Marcus Haep

Geschichte

In Muffendorf wurde in karolingischer Zeit eine königliche Villa errichtet. Auch der Bau einer ersten Muffendorfer Kirche fiel in diese Zeit. Es besteht sogar die Vermutung, dass diese Kirche an die königliche Villa angebaut war. Eine Urkunde aus dem Jahre 889, wonach der vorletzte Karolinger Arnulf diese Kirche und den mit ihr verbundenen Besitz zusammen mit vier anderen rheinischen Kirchen dem Bischof Egilmar von Osnabrück überließ, um ihn so für anderweitig erlittene Verluste an Gütern und Einkünften zu entschädigen, erwies sich als Fälschung. Ein Nachfolger jenes Osnabrücker Erzbischofs im 11. Jahrhundert ließ sie wahrscheinlich herstellen, um in einer der üblichen Streitigkeiten um den Zehnten gegen andere Anspruchsteller eigene Beweise in der Hand zu haben.

Dagegen hat sich eine spätere Urkunde aus dem Jahre 913 als echt erwiesen. Durch diese wurden dem Priester Guntbald mit kaiserlicher Genehmigung und der Zustimmung des Klosters Weilburg zwei Kirchen, davon eine in Muffendorf, zugesprochen. Im Liber valoris um 1300 wurde Muffendorf als Filiale der Mehlemer Pfarrkirche unter den Kirchen der Erzdiözese Köln aufgeführt. Jahrhundertelang hatte der Pfarrer von Mehlem das Vorschlagsrecht für den Muffendorfer Geistlichen.

Schon im 12. Jahrhundert gab es Zwistigkeiten zwischen Mehlem und Muffendorf, das sich weigerte, finanzielle Hilfe beim Kirchenbau in Mehlem zu leisten. Sogar der Kölner Erzbischof Arnold II. schaltete sich in den Streit ein und versuchte in einem Schreiben 1154 zu vermitteln. Schließlich übertrug Muffendorf die Einkünfte eines Ackers an die Mehlemer Gemeinde als Beitrag zum Kirchenbau. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Muffendorf selbständige Pfarrei.

So wie wir die Muffendorfer Kirche heute sehen, [...] ist sie das Ergebnis vieler Neu- und Umbauten im Laufe von elf langen Jahrhunderten. Vom Kirchenbau der Karolinger im 9. Jahrhundert ist nicht viel übriggeblieben, denn schon im 12. Jahrhundert wurde ein zunächst einschiffiger Neubau aus Trachyt und Tuff errichtet, der kurze Zeit später durch ein nördliches Seitenschiff vergrößert wurde. Ein wesentlicher Umbau erfolgte dann auch im Jahre 1635, als Muffendorf seine Selbständigkeit als Pfarre erlangt hatte. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Sakristei mit steil abfallendem Dach angebaut. 1746 wurden wiederum Erweiterungsbauten durchgeführt.

Als in den Jahren 1894/95 eine neue und größere Pfarrkirche in Muffendorf erbaut und eingeweiht wurde, geriet die alte Kirche in Vergessenheit. Es fand kein Gottesdienst mehr in ihr statt, und sie fing an zu zerfallen. Erst 25 Jahre später, im Jahre 1911, begann man mit der Instandsetzung und Ausbesserung. Bei dieser Gelegenheit wurden auch alte Gebäudeteile wieder freigelegt, ursprünglich vorhandene Pfeiler eingebaut und die alten romanischen Formen, die spätere Jahrhunderte verändert hatten, wiederhergestellt. Auch im Innern nahm man umfassende Arbeiten vor. 1934 konnte ein Fußboden gelegt werden, und neun Jahre später fand der erste Gottesdienst statt.

Bei den Renovierungsarbeiten im Innern der Kirche stieß man auf einen römischen Altar aus Drachenfelser Trachyt. Aus seiner Inschrift geht hervor, dass der kaiserliche Legat der ersten minervischen Legion, Caius Scribonius Genialis, diesen Altar der Göttin Diana errichtete. Dies war zur Regierungszeit des Kaisers Marc Aurel, der von 161 bis 180 n. Chr. das römische Reich führte.

Dieser Fund und auch eine uralte mündliche Überlieferung erhärten die Vermutung, daß die erste Muffendorfer Kirche an der Stelle erbaut wurde, wo vorher ein römischer Tempel gestanden hatte. [...]

Am eindrucksvollsten wirkt die alte Kirche von dem sie umgebenden Friedhof her [...]. Den Weg von der Nordseite säumen alte schlichte Grabkreuze aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Dann erblickt man die halbrunde Apsis der Kirche mit dem Rundbogenfries und den Tierplastiken des Honnefer Bildhauers Saul, die er nach Zeichnungen des 12. Jahrhunderts anfertigte; von ihm stammen auch zwei aus Basaltlava gehauene Wasserspeier, deren menschliche Züge ins Fratzenhafte verzerrt sind. Über die Apsis ragen die beiden Giebel des Langhauses, rechts das spitze Dach der Sakristei und schließlich der gedrungene Turm. Von der Seite her erblicken wir alle Bauelemente, wie sie von der Apsis her immer höher ansteigen. Der Turm wirkt von hier aus besonders trutzig und wehrhaft, so wie die alten romanischen Kirchen ja gleichzeitig auch als Verteidigungs- und Fluchtanlagen in unruhigen Zeiten dienten.

Auszug aus „Alte Kirchen und Kapellen in Bad Godesberg“ von Dr. Eva Maria d'Oncieu de la Bâtie, herausgegeben vom Verkehrsamt der Stadt Bad Godesberg, 1965

Bilder: © Lars Bergengruen

Der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner errichtete am 17. Juli 1970 offiziell die katholische Heiderhofer Kirchengemeinde und gab ihr den Namen, den sie sich einige Monate zuvor angesichts des Vietnamkrieges selbst gewählt hatte: „Frieden Christi“. Ab 1971 mietete die Gemeinde im Parterre des Hauses Tulpenbaumweg 14 zwei Wohnungen an. Die größere diente in den nächsten sieben Jahren als Pfarrzentrum, mit Werktagskapelle, Pfarrbüro, sowie Sitzungs- und Gruppenraum. Am 25. März 1971 feierte die Gemeinde in der Kapelle zum ersten Mal eine Heilige Messe.

Der Wunsch nach einer eigenen Kirche kam früh auf, und so verabschiedete der Kirchenvorstand bereits im Sommer 1971 ein entsprechendes Raumprogramm. Eine treibende Kraft zur Erreichung dieses Ziels war der Franziskanerpater Simeon Rozestraten, der die Gemeine seit 1974 als Pfarrer leitete. Viele Mitglieder wissen heute noch die Nummer des Spendenkontos auswendig, die er ihnen in seinen Predigten einbläute. Und so kamen innerhalb von fünf Jahren über 280.000 D-Mark zusammen, von denen die gesamte Inneneinrichtung der Kirche finanziert werden konnte.

Nach einem Architektenwettbewerb erhielt die Planungsgemeinschaft Schilling / Schwarz / Fuchs aus Köln im Oktober 1974 den Auftrag, mit der Bauplanung zu beginnen. Am 24. April 1977 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung, und schon im Dezember des gleichen Jahres fand das Richtfest statt. Dabei nagelten Zimmerleute zwei Holzlatten zu einem Kreuz zusammen und befestigten es am Turm, an dem ursprünglich gar kein Kreuz geplant war. Doch der Anblick eines Kreuzes an dieser Stelle war derart überzeugend, dass nachträglich der Bildhauer Günther Oellers mit der Schaffung eines Kreuzes beauftragt wurde. Mit einem Ölzweig in seiner Mitte erinnert es bis heute an den Frieden, den Gott mit den Menschen geschlossen hat.

Im Januar 1978 öffnete der Kindergarten die Tore in seinem neuen Zuhause. Die baufällige Baracke am Heiderhofring, die den Kindern seit 1967 ein notdürftiges Quartier geboten hatte, musste dringend ersetzt werden. Am 26. November 1978 schließlich nahm die Gemeinde mit einem großen Fest Besitz von ihrem Pfarrzentrum, und die Kirche wurde eingeweiht.

Die weitere Ausstattung der Kirche erfolgte nach und nach in den kommenden fünfzehn Jahren. Günther Oellers schuf aus Eifeler Basaltlava einen Sockel für eine mittelalterliche Madonna. Aus demselben Material sind die zwölf Stelen, die aus den Wänden der Kirche herausragen, und in deren Stirnseite der Bildhauer die Apostelkreuze meißelte. An den Seiten tragen die Stelen den abgekürzten, lateinischen Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. An ihrer Oberseite ist eine Vertiefung, in der ein Licht an hohen kirchlichen Feiertagen leuchtet.

Ebenfalls von Günther Oellers stammt der aus weißem Marmor gefertigte Altar. Bei der feierlichen Konsekration des Altars und der Kirche durch Weihbischof Josef Plöger wurden Reliquien der Heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen sowie Reliquien aus den Heiligengräbern der Katakomben in die Säule eingemauert, die den Altartisch trägt.

Der Orgelbaumeister Lothar Simon aus Borgentreich baute eine Orgel mit 25 Registern und 1672 Pfeifen, die 1985 geweiht wurde. Drei Jahre später stand zum ersten Mal die neue Krippe der Geschwister Degen aus Höhr-Grenzhausen, deren einmalige Art der Aufstellung die Besucher in das Weihnachtliche Geschehen mit einbezieht. Am 23. Mai 1993 feierte die Gemeinde schließlich die Vollendung ihres Kirchbaus durch die Inbesitznahme der farbigen Kirchenfenster, ent­worfen von Hubert Spierling aus Krefeld und ausgeführt von der Firma Hein Derix aus Kevelaer.

Quelle: Elisabeth Schwüppe, Kleine Chronik der Katholischen Kirchengemeinde Frieden Christi, Herausgegeben von der Katholischen Kirchengemeinde Frieden Christi, 2007; Fotos: Lars Bergengruen, 2008

Lage und allgemeine Merkmale
Der 1965 eingeweihte Kirchenbau zu Heilig Kreuz verkörpert das jüngste Sakralbauwerk der Pastoralen Einheit Bad Godesberg Rheinviertel. Ausschlaggebend für die Namensbezeichnung ist ein, heute (als Reproduktion) auf der B9 (Abbiegung Kennedy Allee) stationiertes „Hochkreuz“ aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Das Original weilt aus Sicherheitsgründen und konservatorischen Überlegungen inzwischen im Rheinischen Landesmuseum Bonn.

Abgerückt vom Straßengetriebe, am Ende einer Sackgasse angesiedelt, erhebt sich auf einem quadratisch zugeschnittenen Grundstück ein majestätisch anmutender Kirchenkomplex. Gegenüber dem Gotteshaus erhebt sich als separierte Einheit ein freistehender, 1967 erbauter Glockenturm. Als Baumeister wirken hier das Architektenduo Stefan Leuer (siehe St. Andreas) und Willi Zachert. Das durchgängig mit roten Ziegeln bedeckte Sakralbauensemble bildet zusammen mit unmittelbar angrenzenden Gemeindeeinrichtungen gleichsam ein in sich geschlossenes Gottesreich auf Erden.

Kerngedankenbild einer, auf geometrische Formen und Korrespondenzen setzenden Bauart ist die Vorstellung eines „Zeltes Gottes unter den Menschen“. Nicht zuletzt erweist sich das archaische, biblische Namensbild als besonders sinnvoll in einem Areal, das von je her von Internationalität (Auswärtiges Amt) ebenso wie von auffallender Bevölkerungsfluktuation gekennzeichnet ist. Ortsbezogen erscheint folglich ein Gotteshaus, dessen Architektur die Vorstellung eines weit gespannten, offenen und zusammenführenden Gotteszeltes mitteilt.

Außenansicht: bestechend klare, schlichte Strukturen und stringent durchgespielte Zeltform

Eine dreieckige Stirnfront, die den schematisierten Grundriss eines Zeltes wiedergibt, bis auf den Kirchplatz heruntergezogene Bedachungen und drei Eingangstüren, erregen Aufmerksamkeit durch straffe und markante Strukturen sowie durch ausgewogene Proportionen.

Stufenförmig, prägnant versetzt, strebt ein dreigestaltiger Aufzug von insgesamt siebzehn zeltförmigen, verglasten Maueröffnungen auf den, mit Kreuzsymbol gekrönten Kirchengiebel zu.

Federführend innerhalb der, die Front zierenden Reliefarbeiten ist Bildhauer Sepp Hürten. Von dessen Künstlerhand geschaffen sind eine semiplastische Kreuzigungsdarstellung (Hauptportal) sowie ein Reliefornament (ebenfalls hellgrauer Muschelkalk), das am Seiteneingang die Symbole Weinstock, Ähre und Kelch zu sinngebenden Stillleben verdichtet.

Die Kirchenbauanlage selbst hat die Form eines quer gelagerten Rechtecks in dessen Hinterfront mittig die klassische Rundung der Apsis herausragt. 1984 erhält der sechsgeschossige Kirchturm sein heutiges Glockenensemble. Die Schallöffnungen des „Fingerzeiges Gottes“ bilden ein formales da capo der ostseitigen Kirchenfenster.

Der innere Kirchraum

  • Klare Formen und schlichte architektonische Transparenz prägen die prägnante Infrastruktur des Gotteshauses. Besondere Notiz verdient die pointierte Ästhetik von farbigen Fensterverglasungen, die konsequent die Zeltform reflektieren; die leuchtenden Fensterfüllungen stellen eine neuere, freilich die Lichteinwirkung dämpfende Errungenschaft dar. Im Altarbereich dominiert intensive Röte, Zeichen der göttlichen Liebe und Attribut des Heiligen Geistes.
  • Akzente setzen ferner: Estrich aus italienischem Naturstein sowie eine massive, aus rotem, kanadischem Zedernholz bestehende Kirchendecke. Das Gedankenbild des Zeltes vertieft weiterhin die fächerartige Holzstaffelung im Altarraum.
  • Linker Hand befindet sich ein eigenständiger Kapellraum, der als Taufkapelle wie auch als „Werktagskirche“ genutzt wird.
  • Taufstein und Brunnenrondell, Altar und Tabernakel stammen wiederum von Sepp Hürten. Neuerlich gestiftet wurde die Holzskulptur einer Pieta (rechte Vorderseite), die umstrahlt wird von einer madonnenblauen Glasfensterkulisse. Glasmosaike hinter Beichtstühlen und in unmittelbarer Nachbarschaft der Chorapsis verraten erneut nuancierte Mosaikkünste.
  • Ein Seitenaltargemälde wird dem bekannten Maler und Postexpressionisten Paul Magar zugeordnet. Es wurde 1977 vom Künstler angefertigt und ist 1,2 m breit und 2 m hoch. Der von August Macke und Heinrich Campendonk beeinflusste Godesberger thematisiert eine, aus sich überlagernden Farbformen zusammenfügende Bibellandschaft, wo Bethlehem und Golgatha zu einer visionären Synthese verschmelzen.

Im Jahr 1972 wird die heutige Kirchenorgel installiert. Aufgrund ihrer optimalen Akustik ist der voluminöse Kirchenraum von Heilig Kreuz ein begehrter Ort für Life Konzerte, Rundfunkaufnahmen und CD Einstudierungen.

Text: Christina zu Mecklenburg - Herbst 2006

Von einer Kirche in Lannesdorf ist zum ersten Mal im Liber Valoris, einem Güterverzeichnis aus dem 14. Jahrhundert, die Rede, jedoch bereits mit dem Hinweis, dass die einst errichtete Kirche oder Kapelle nicht mehr vorhanden sei. In einem Kirchenregister des Kölner Erzbischofs Friedrich von Saarwerden (1370–1414) wird wieder eine Kirche zu Lannesdorf erwähnt. Aber auch diese Kirche, von der weder Aussehen noch Lage bekannt ist, verschwand wieder.

Erst im 18. Jahrhundert besaß Lannesdorf eine heute genauer bekannte Kapelle. Sie war der heiligen Anna geweiht und stand an der Ecke Kirchberg / Lannesdorfer Straße bis zum Jahre 1875, in dem sie abgerissen wurde. Ihre Glocke kam als Pausenglocke an die vier Jahre vorher errichtete Volksschule. Die Stelle, wo einst die Annakapelle stand, kennzeichnet jetzt noch ein im Jahre 1882 errichtetes Gedenkkreuz am Anfang des Kirchbergs.

Der Entschluss, die baufällig und zu klein gewordene Kapelle durch eine neue, größere Kirche zu ersetzen, wurde 1868 gefasst. Das Geld dazu musste aus Spenden aufgebracht werden. Den Anfang machte Marianne Walbröhl mit einer Stiftung von 1800 Talern. Der Männergesangverein Cäcilia gab ein Konzert, das 900 Mark einbrachte.

Im Jahre 1871 beginnt die Gemeinde in Lannesdorf mit dem Bau einer Kirche im neugotischen Stil, der acht Jahre später fertiggestellt wird. 1933 wird die Kirche, deren Fundamente sich gesenkt hatten, saniert und bei dieser Gelegenheit gleich nach Süden hin erweitert. Der angrenzende freistehende Glockenturm wurde 1957 errichtet und in den darauffolgenden Jahren mit insgesamt fünf Glocken bestückt. Doch aufgrund des schlechten Fundaments, auf dem die Kirche immer noch stand, wurden Mitte der sechziger Jahre erneut bauliche Mängel festgestellt, die nur noch einen Neubau der Kirche zuließen. Der Glockenturm war von diesen Mängeln nicht betroffen und konnte bestehen bleiben. Lediglich sein Dach wurde dem Neubau der Kirche angepasst.

Dieser wurde wegen des unsicheren Baugrunds vom Bad Godesberger Architekten Peter Rieck in Sichtbetonbauweise geplant. Der kurze, breite Innenraum der neuen Kirche bietet 370 Sitzplätze, 50 davon auf einer Empore, auf der die 1955 von der Firma Romanus Seifert aus Kevelaer erworbene Orgel mit zwanzig Registern wiederaufgebaut wurde. Der Chorraum selber ist um zwei Stufen erhöht. An seiner Rückseite ist eine Kreuzigungsgruppe angebracht, die 1935 von der Bonner Münsterpfarrei erworben und anschließend restauriert wurde.

Da der natürliche Baugrund nach Süden stark abfällt, mussten dort die neuen Fundamente und Mauern besonders tief angelegt werden. Dadurch bot sich die Möglichkeit, in diesem Bereich noch eine kleine Unterkirche zu schaffen. Für das Pfarrzentrum bot das Grundstück allerdings keinen Platz mehr, sodass es genauso wie der Kindergarten Anfang der siebziger Jahre der Kirche gegenüber auf der anderen Straßenseite errichtet wurde. Der Neubau der Kirche selber wurde am 10. April 1977 geweiht.

Quellen: Walter Haentjes, Geschichte der Pfarrgemeinde Lannesdorf, Godesberger Heimatblätter #1, 1963; Peter Rieck, 30 Jahre Pfarrkirche St. Albertus Magnus im Pennenfeld – 20 Jahre Pfarrkirche Herz Jesu in Lannesdorf, Godesberger Heimatblätter #35, 1997; Fotos: Lars Bergengruen, 2008

Durch Hauptportal und Seiteneingänge gelangt man unmittelbar zur baulichen Keimzelle des 1906 errichteten Gotteshauses.
Ein bewegtes, baugeschichtliches Vorleben sowie von Anbeginn bemerkenswert engagierte Gemeindeaktivitäten hinterlassen hier sichtbare Spuren.

Die Anfänge
Zu Beginn des vorausgehenden Jahrhunderts bilden Katholiken im Villenviertel eine ausgesprochene Minderheit. Um den rund 700 ansässigen Gläubigen den weiten Weg zu St. Marien oder St. Andreas zu ersparen, macht sich bereits um die Jahrhundertwende der seinerzeitige Pfarrer von Plittersdorf, Dr. Brüll für die Errichtung einer villenvierteleigenen Kirche stark. Dessen Nachfolger, Pfarr-Rektor Ludwig Leonards gelingt es schließlich im Jahr 1905 mit erzbischöflicher Genehmigung ein ca. 4 Ar messendes Grundstück zwischen Augusta-Viktoriastrasse (heutige Beethovenallee) und Denglerstrasse ausfindig zu machen.  Realisiert wird der, sich auf 80.000 Mark belaufende Ankauf größtenteils mit Gemeindespenden.

Die neugotische Ur- und Notkirche
Ein schlichtes Bauwerk des Diözesanbaumeisters Heinrich Renard
Um das Bauprojekt pekuniär abzusichern gründet sich ein, bald 70 Mitglieder zählender Bauverein, der aus Kostengründen zunächst ein Kirchenprovisorium ins Auge fasst. Für den Bau der „Notkirche“ ausgewählt wird ein Entwurf von Diözesan-Baumeister Heinrich Renard. Grundsteinlegung und Spatenstichpremiere der auf 18. 000 Mark veranschlagten Baumassnahme erfolgen am 24. September 1905. Eingesegnet wird das ursprünglich als St. Elisabeth Kirche angedachte, neugotisch geprägte Miniaturgotteshaus am 8.Oktober 1906 durch Dechant Hütten von Mehlem.

Gleichzeitig wird – und das ist der Auftakt eines lebendigen Gemeindemusiklebens - unter Regie von Küster und Organist Max Anschütz vor Ort der erste Kirchenchor gegründet. Auch dessen baldiger Nachfolger der zwanzigjährige Organist Martin Kreimeyer muss noch mit einer geliehenen Hilfsorgel vorliebnehmen (Mietpreis 60 Mark), die allerdings im März 1908, dank einer Spende, ersetzt wird durch eine neue Klais-Orgel. Dank einer ebenfalls großherzigen Spende erhält die Ursprungskirche eine zweite Glocke.

Gründung einer autonomen Pfarrgemeinde
Nächstes Ziel der engagierten Gemeinde ist die Selbständigkeit des, der Pfarre St. Marien unterstehenden Herz-Jesu-Rektorats. Die erzbischöflich anerkannte Erhebung zur autonomen Pfarre findet schlussendlich am 24. Juli 1914 in der Ägide (1913–1921) von Pfarr-Rektor und Pfarrer Hugo Liedmann statt. Getrübt wird das Freudenfest durch hereinbrechende Kriegswirren.

Zweite Bauphase:
Geniale Ideen von Architekt Jakob Stumpf: markante Erweiterungen des Ursprungsbaus, straffe Eleganz mit Bauhausprägung, Konzentration auf die innere Mitte des Kirchenraums

Der stetige Zuwachs an katholischen Gläubigen im Villenviertel (1932 sind es 1751 Pfarrgemeindemitglieder) mündet in die Notwendigkeit, die Stammkirche maßgeblich zu erweitern. Helle und einhellige Begeisterung beim Kirchenvorstand entfacht ein raffinierter Plan des Bonner Architekten Jakob Stumpf. In dieser überzeugenden, auf 46.000 Reichsmark geschätzten Lösung wandelt sich die Urkirche zum Querschiff des 1936 beginnenden, neuen Kirchenbaus.

So kann man bis heute, beispielsweise anhand von Gewölbestrukturen und makellos erhaltenem Chorraum (rechter Hand im Eingangsbereich, Außenansicht der Südseite) die ursprüngliche Architektur und Anlage der Herz Jesu Stammkirche in Augenschein nehmen.

Das neue Erscheinungsbild des nunmehr vierschiffigen Gotteshauses beruht im Wesentlichen auf symmetrischen Erweiterungen der Baukeimzelle sowie auf Anfügungen neuer Elemente wie etwa: blockförmige Türme, Vorhalle, Hauptportal, Langhaus und Seitennischen. Die von Architekt Stumpf veranlassten, einschneidenden Veränderungen der Kirchengestalt weisen Parallelen (kubische Formsetzungen) auf zum, im Villenviertel durchaus präsenten Bauhausstil.

Das Ambiente des Kircheninneren, so beschließt man seinerzeit, sollte ebenfalls Sachlichkeit und klare Linien an den Tag legen. Als Orientierungspunkt sollte etwa am Hochaltar einzig ein von heimischer Künstlerhand modelliertes Kruzifix dominieren. Dieses monumentale und theatralisch wirkende Kunstwerk erinnert auf intensive Weise daran, dass „das Opfer unserer Altäre eins ist mit dem Opfer von Golgatha“ (Helmut Manseck: Kleine Pfarrchronik, 1989).

Dritte Bauepisode:
Das Wirken von Architekt Peter Rieck: Glättung von Gegensätzen, Streben nach Harmonie
Ihre baulich jüngsten Metamorphosen erfährt die Herz Jesu Kirche durch den bereits in der Nachkriegszeit eingeschalteten Architekten Peter Rieck. Dessen seit 1947 greifenden Veränderungsmaßnahmen (diese fallen in die legendäre Ära von Oberpfarrer Wilhelm Hens) sind im wesentlichen Korrekturen, die das zuvor stilistisch heterogene und zerklüftete Gesamtbild ausgleichen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Absicht, dem Kircheninnenraum Homogenität zu verleihen. Hergestellt wird darüber hinaus ein ausgewogener Dialog zwischen architektonischen, dunkel abgesetzte Innenraumstrukturen (Kapitelle, Gewölberippen) und insgesamt dezenter, gleichwohl lichtbetonter Ausmalung.

Neuere Highlights der Kirchengeschichte
Zum Patronatsfest am 26. Juni 1960 übergibt die Malerin Meta Maria Driever dem Gotteshaus an der Beethovenstraße eine Komposition, in die sie sich monatelang hineingekniet hat. Ihre expressiven diktierten, zu Meditationen anleitenden Kreuzwegstationen, etliche Heiligenfiguren (farbige Marienskulptur, stattliche Holzstatue des jungen St. Josef mit Jesuskind, St. Antonius-Holzplastik etwa) und nicht zuletzt die zum 100. Kirchenbestehen restaurierte Herz Jesu Statue gehören zu den weiteren Sehenswürdigkeiten eines auffallend stimmigen und überaus gepflegten Gotteshauses.

Im Jahr 1962 ermöglichen üppige Gemeindespenden ein weiteres Ereignis. Nach langer Bauzeit liefert die Ludwigshafener Orgelbaufirma E. F. Walcker & Cie. die sehnsüchtig erwartete mechanische Schleifladenorgel. Drei Manuale und 29 Register entfalten am dritten Adventsonntag 1962 in Soli von Domorganist Professor Zimmermann ihr fesselndes Klangkaleidoskop.

Text: Christina zu Mecklenburg - Bonn, Herbst 2006

Rolandswerth gehörte bereits im 17. Jahrhundert zur katholischen Pfarrei Mehlem. So finden sich zum Beispiel die Namen vieler Rolandswerther in den Mehlemer Kirchenbüchern dieser Zeit. Doch mit der Besetzung des Rheinlands durch die Franzosen wurde das Erzbistum Köln aufgelöst. Seine linksrheinischen Gebiete wurden dem neu gegründeten französischem Bistum Aachen zugeteilt, dessen Bischof Marcus Antonius Berdolet 1804 ein Drekret über die neue Begrenzung der Pfarreien seines Bistums erließ. Darin ordnete er Rolandswerth der Pfarrei Oberwinter zu.

Selbst als das Rheinland zehn Jahre später an Preußen ging, baten die Rolandswerther in zahlreichen Schreiben lange Zeit wie schon zuvor erfolglos um eine Rückführung der Gemeinde nach Mehlem. Erst 1847 übertrug der mittlerweile für Rolandswerth zuständige Bischof von Trier seine „Jurisdiction“ über die Gemeinde quasi auf dem kurzen Dienstweg auf den Erzbischof von Köln, wodurch eine Wiedervereinigung mit Mehlem noch im selben Jahr vollzogen werden konnte. Die Pfarrei Oberwinter erhielt als Entschädigung eine Zahlung von 200 Talern sowie jährlich drei Taler für den dortigen Küster.

1865 ließen die Kölner Kaufleute Jakob und Ludwig Lützenkirchen vermutlich von dem Baumeister Vincenz Statz, der fünf Jahre zuvor schon die Godesberger St. Marienkirche baute, auf ihrem Rolandswerther Grundstück eine Privatkapelle errichten. Das Erzbistum Köln verweigerte jedoch eine Weihung der Kapelle, solange sie nicht in Kirchenbesitz sei. So schenkten die Gebrüder Lützenkirchen im Jahr 1867 die Kapelle mitsamt ihrem Inventar im Wert von über 900 Talern dem Erzbistum, wobei sie zur Auflage hatte, für die laufenden Kosten wie beispielsweise der Beiträge zur Feuerversicherung selber aufzukommen. Am 29. August des Jahres weihte der Bonner Dechant Lammertz die Kapelle unter dem Titel "der unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Mariä und dem Patronate des hl. Apostels Paulus“.

Nach dem Tod der Mehlemer Pfarrers Meyer 1879 blieb seine Pfarrstelle aufgrund der im Kulturkampf vom preußischen Staat gegen die katholische Kirche erlassenen Gesetze sieben Jahre lang unbesetzt. In dieser Zeit, aber auch in den folgenden Jahren, wurde die Kapelle nicht mehr genutzt und verwahrloste zusehends. Erst im Sommer 1905 konnten die Rolandswerther dank vieler Geld- und Sachspenden mit der Renovierung beginnen. Anderthalb Jahre später, am 1. Adventsonntag 1906, fand nach über 25 Jahren erstmals wieder ein Gottesdienst in der Kapelle statt.

1907 erbte die Rolandswerther Kapelle den ausgemusterten Tabernakel der Mehlemer Pfarrkirche, der angeführt vom Mehlemer Kaplan Karl Bomm in einer großen Prozession das Allerheiligste von Mehlem entlang der Landstraße nach Rolandswerth überführte.

In den folgenden Jahrzehnten kam mehr und mehr der Wunsch auf, die Kapelle zu erweitern, der 1931 in der Gründung des Kapellenvereins Rolandswerth gipfelte. Der Mitgliedsbeitrag betrug monatlich 20 Reichspfennig. Um zukünftige Baumaßnahmen zudem einfacher durchführen zu können, übertrug das Erzbistum Köln die Kapelle 1932 der Mehlemer Pfarrei. Doch bevor an kostspielige Erweiterungen gedacht werden konnte, mussten zunächst dringend nötige Sanierungen vorgenommen werden, wie die Neudeckung des Daches und die Isolierung der Sockelmauern.

Mitte der dreißiger Jahre erfolgte dann eine Umgestaltung der Kirche. Fachleute aus der Gemeinde zogen unentgeltlich eine neue Decke ein, der Chor wurde um zwei Stufen höher gelegt, Altar und Kommunionbank wurden erneuert. Maßgeblich beteiligt an dem Umbau war Schwester Elma (Therese Koenig) vom Kloster Nonnenwerth, die als Künstlerin weit über die Grenzen von Rolandswerth hinaus bekannt war. So entwarf sie auch die Christus-Darstellung in der Apsis der Kapelle, die sie gemeinsam mit dem Rolandswerther Bauunternehmer Heinrich Wiest als Putz-Mosaik in die Chorwand einfügte.

Im Jahre 1937 erfuhr die Kapelle eine echte Erweiterung, ausgeführt ebenfalls von Heinrich Wiest. Im Westen wurde ein Querschiff mit einem neuen Glockenturm angebaut, der den alten Turm über dem Chorschiff ersetzte. Die folgenden Kriegs- und Nachkriegsjahre ließen keine weiteren, größeren Arbeiten an der Kapelle zu.

Erste Instandsetzungsarbeiten wurden erst wieder Ende der fünfziger und Anfgang der sechziger Jahre durchgeführt. Die Kölner Architekten Willi Zachert und Theodor Niessen nahmen 1985 eine umfangreiche Renovierung und Aufstockung der Kapelle vor, die am 9. März 1986 als „Kapelle der unbefleckten Empfängnis Mariens“ vom Bonner Stadtdechanten Monsignore Wilhelm Passavanti, zuvor selbst Pfarrer in Mehlem, feierlich eingeweiht wurde. Der damalige Mehlemer Pfarrer Stockhausen schrieb über die Neugestaltung: „Von der alten Kapelle blieben schließlich nur noch die Umfassungsmauern ohne Dach und Fenster stehen. [...] Mit einem Kostenaufwand von über 600.000 DM aus Kirchensteuermitteln und Aufwendungen der Gemeinde ist sie zu einem schönen und würdigen Gotteshaus wiedererstanden. Ich freue mich, daß die Rolandswerther sie in Ehren halten und vorzüglich pflegen.“

Quelle: Alois Weisgerber, Die Godesberger Marienkirche und ihr erster Baumeister, Godesberger Heimatblätter #4, 1966; Hans Kleinpass, Die Kapellengemeinde Rolandswerth, eine alte Filiale der katholischen Pfarrei St. Severin in Mehlem, Godesberger Heimatblätter #35, 1997; Fotos: Lars Bergengruen, 2008

Die Kapelle wurde zusammen mit dem Wohnhaus im Jahr 1987 von den Architekten Greyer und König aus Leverkusen erbaut. Eingerichtet wurde die Kapelle von Hubert Glaser aus Passau, der auch die Fenster entworfen hat. Die Firma Hein Derix aus Kevelaer hat die Fenster hergestellt.

Im Zentrum Sonne: „Ewiges Leben“, vgl. Ps 36, 10; Joh 6,58f; 2 Kor 5
Im Zentrum Quadrat: „Tod“, vgl. Ps 49; Koh 1,1-3, Röm 5,12 ff
Im Zentrum Dreiecke: „Geburt“, vgl. Gen 1, 3-5; 35; 16-20, Mt 1,23

Seit ihrem Neubau im April des Jahres 1960, bietet die Kapelle den Bewohnern und Besuchern des St. Vinzenzhauses einen Ort der Einkehr und Besinnung.

Darüber hinaus besteht dort die Möglichkeit, täglich den Gottesdienst der Schwestern zu besuchen.

Kapelle zu den „Sieben Schmerzen Mariens“

Die Kapelle zu den „Sieben Schmerzen Mariens“ in Mehlem wurde 1681 gebaut und besteht aus dem zentralen Kapellenraum sowie einer ursprünglich offenen Vorhalle. Die seltene Bauform des Kapellenraums mit 7 Seiten symbolisiert die 7 Schmerzen Mariens.

Mittelpunkt der Kapelle ist über dem Altar die Darstellung des 6. Schmerzes: Maria mit dem Leichnam Jesu in ihrem Schoß (Pietà). Rechts davon steht der Apostel Matthias, Patron der bereits 1672 urkundlich belegten St. Matthias Bruderschaft Mehlem. Attribut dieses Heiligen ist das Beil, durch das er den Tod fand.

Die links vom Altar stehende Gruppe mit Anna, Maria und Jesuskind (Anna Selbdritt) sowie die Statue der hl. Barbara stammen wohl noch aus dem Vorgängerbau, ebenso die kleine Glocke in der Turmlaterne. Auf diese ältere Kapelle, die 1633 mit großen Teilen des Ortes Mehlem zerstört wurde, weisen auch Gräberfunde und das überlieferte Patrozinium „Kreuzerhöhung“ hin.

Quelle: Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Die Marienkapelle wurde um 1800 erbaut. Sie liegt an einer alten Wegkreuzung. Von dort aus erreichte man gut Mehlem und Muffendorf. Der Stifter der Kapelle ist nicht bekannt. Die Kapelle ist der Verehrung von Maria als Mutter Jesu gewidmet. Sie wird von Gläubigen für ein Gebet sehr geschätzt. Als Dank für gewährte Hilfe werden bis heute entsprechende Tafeln (Votivtafeln) im Inneren angebracht. Die Marienfigur im Inneren ist in weite Gewänder gehüllt. 1972 wurde sie restauriert. Dabei wurde entdeckt, dass es eine wertvolle mittelalterliche Holzfigur ist. Diese steht nun geschützt in der Pfarrkirche St. Andreas.

Die Kapelle wurde 1986/87 restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Mit Hilfe der Rüngsdorfer Bürger wurde 10 Jahre später die Außenanlage neu gestaltet. Dadurch ist die Kapelle nun Mittelpunkt der Wegekreuzung. (Zur Geschichte der Marienkapelle siehe Godesberger Heimatblätter Band 9, Seite 74, Band 24, Seiten 164–166 und Band 30, Seiten 45–49.)

Quelle: https://vhh-badgodesberg.de/mobil-unterwegs/ruengsdorf/

Die Besiedlung des Pennenfelds nach dem Zweiten Weltkrieg brachte es mit sich, dass die Mutterpfarrei St. Martin in Muffendorf schon in den 50er Jahren den Beschluss fasste, eine eigene Kirche im neuen Wohngebiet zu bauen. Zunächst aber verlangten die vielen Kinder der jungen Familien, die in dieses Stadtgebiet zogen, den Bau eines Kindergartens. Bereits 1961 war die Grundsteinlegung und ein Jahr später die Eröffnung. Somit ist der Kindergarten das älteste Gebäude auf dem Kirchengrundstück.

Ihm folgte der Bau der Kirche mit der Grundsteinlegung am 4. Juli 1965 und der Einweihung am 27. März 1967. In den ersten Jahren nach der Fertigstellung war St. Albertus Magnus eine Filialkirche von St. Martin in Muffendorf. Erst Ende 1969, nachdem die deutschsprachigen Franziskanerprovinzen eine Missionszentrale gründeten und die Seelsorge an St. Albertus Magnus übernahmen, wurde die Gemeinde selbständig. Die für das Gemeindeleben notwendigen Versammlungsräume, die Büroräume für die Pfarrei und die Missionszentrale, die Wohnungen für den Pfarrer, Küster, die Kommunität der Franziskaner und die Bibliotheksräume wurden bis Ende 1972 fertiggestellt und bilden zusammen mit der Kirche und dem Kindergarten das in sich abgeschlossene Zentrum.

Der Erbauer der Kirche, Pfarrer Dr. Wilhelm Graf, begründet in der Festschrift zur Einweihung der Kirche die Wahl von Albertus Magnus als Namenspatron wie folgt: „Albert den Großen (1193–1280) wählten wir zum Schutzheiligen der Kirche. Er, der an der Wende zweier Welten steht und mit weitgespanntem Geist in die Zukunft sieht, der die feudale Zeit zum Bürgertum führt und aristotelischen Geist ins Christentum heimholt, er soll auch in unserer Zeit [...] wegweisend sein, die Geisteswissenschaften fortführen und unseren Zeitgeist taufen, d.h. hineintauchen in Gottes Wort und Wollen.“

Als eine der ersten nach dem II. Vatikanischen Konzil erbaut, entspricht die Kirche den damals neu erlassenen liturgischen Bestimmungen. Der Architekt Peter Rieck entwarf daher einen breitgelagerten, kurzen Kirchenraum, in dem sich Priester und Laien während der Eucharistiefeier als Kern des Gottesdienstes in brüderlicher Gemeinschaft um den Opferaltar versammelten. Zudem wurde deshalb der Altar nur drei Stufen hoch gesetzt, damit die Höhe nicht zu einer Trennung führt. Vielmehr sollte der Raum spürbar machen, dass die Gemeindemitglieder bei der Eucharistiefeier keine entfernten Zuschauer, sondern Mithandelnde sind.

Beim Betreten der Kirche wird der Blick sofort auf das Relief gelenkt. Es zeigt Jesus Christus, der die Menschen hält und mit ihnen eine Einheit bildet. Das Relief, 1980 vom Bildhauer Gerhard Brandes aus Hamburg gestaltet, ist Symbol für die Gemeinde als Gemeinschaft, mit der damit verbundenen Aufforderung, aufeinander zuzugehen und die versöhnende Hand auszustrecken.

Der Altar als Ort der Eucharistie ist und bleibt der Mittelpunkt der Gemeinde, was auch schon optisch durch seine zentrale Stellung zum Ausdruck kommt. Der Altar und die Stele des Tabernakels bestehen aus Aachener Blaustein, 1968 vom Bildhauer Sepp Hurten aus Köln gestaltet. Der Tabernakel selbst wurde von ihm erst im Frühjahr 1988 gearbeitet. Er symbolisiert den brennenden Dornbusch. Passend zum Altar und der Sakramentsstele hat der Bildhauer Hermann Berges aus Bad Godesberg den Ambo, das Pult für die Lesungen und die Predigt, geschaffen. Er wurde 1983 zusammen mit dem ebenfalls von ihm gestalteten Taufbrunnen aus Muschelkalk aufgestellt.

Eine nicht alltägliche Darstellung ist die bewusst jugendlich wirkende Madonna mit dem stehenden Kind auf ihrem Schoß, die 1969 in der Werktagskapelle ihren Platz gefunden hat. Die Bronzestatue ist ein Werk der Bonner Künstlerin Annemarie Suckow-von Heydenhoff.

Die Fenster mit einer Gesamtfläche von 225 qm, die dem Kirchenraum den hellen und freundlichen Charakter geben, sind nur zum Teil künstlerisch gestaltet. Die Fenster in der Werktagskapelle sind bei der Erbauung der Kirche nach einem Entwurf von Franz Pauli gefertigt worden. 1987 wurde im Zusammenhang mit der Anschaffung einer neuen Pfeifenorgel, die von der Orgelbauwerkstatt Führer in Wilhelmshaven angefertigt wurde, nach einem Entwurf von Paul Weigmann aus Leverkusen das Fenster über der Orgelempore gestaltet. Die Glasstäbe in den Fenstern greifen das Motiv der Orgelpfeifen auf, so dass der gesamte Bereich über der Orgelempore den Lobgesang der Gemeinde unterstreicht.

Ebenfalls nach einem Entwurf von Paul Weigmann wurden im Mai 1990 die Fenster über der Seitenkapelle eingebaut. Eine Dornenkrone umschließt das Kreuz, welches im Schnittpunkt durch Glaskristalle einen herrlichen Glanz erhält: Durch Leid und Tod zur Auferstehung. Was im Tabernakel bereits dargestellt ist, die Offenbarung Gottes im Dornbusch, findet hier seine Fortsetzung.

Dem Stein des Hauptaltares angeglichen, gestaltete der Bildhauer Sepp Hurten den Altar für die Werktagskapelle, das jüngste bildhauerische Werk der Kirche.

Die größte Anschaffung war ohne Zweifel die neue Orgel, die zum 20jährigen Bestehen der Kirche im November 1987 feierlich eingeweiht wurde. Nachdem die Gemeinde fast zwanzig Jahre mit einer elektronischen Orgel auskommen musste, reifte mehr und mehr der Entschluss, eine Pfeifenorgel anzuschaffen und zu Spendenaktionen aufzurufen. Das geschah seit 1985. Abgesehen von einem Zuschuss der Erzdiözese Köln in Höhe von 50.000 DM hat die Pfarrei innerhalb von nur zweieinhalb Jahren die Gesamtsumme von 320.000 DM durch Spenden aufgebracht.

Unterstützt durch den Rat von Experten hat sich der Kirchenvorstand für die Wilhelmshavener Orgelbaufirma Alfred Führer entschieden, da sie über reiche und langjährige Erfahrungen verfügt und sich einen Namen gemacht hat durch die Renovierung berühmter Barockorgeln, die gemeinhin als der Höhepunkt des Orgelbaus angesehen werden. In ihnen ist weniger moderne Technik als vielmehr Mechanik eingebaut. Der damalige Orgelsachverständige der Erzdiözese Köln, Professor Josef Zimmermann, zeigte sich in seinem abschließenden Gutachten dann auch begeistert von der fertigen 23-Register-Orgel in St. Albertus Magnus.

Quelle: Pater Franz Josef Mohn, St. Albertus Magnus - Bonn-Bad Godesberg, Verlag für Kirchen und Gedenkschriften Anneliese Freifrau von Neurath, 1992; Fotos: Lars Bergengruen, 2008

Baugeschichte und Pfarrvergangenheit der Kirche St. Andreas gehören zu den imposantesten Kapiteln des heutigen katholischen Gemeindekomplexes Bad Godesberg Rheinviertel. Hier kristallisieren sich deutlicher denn je Dialoge oder Konflikte zwischen den Polen Tradition und Neuerung heraus.

Die Anfänge
Obgleich der kleine, vorwiegend von Bauern bewohnte Weiler Rüngsdorf nur wenige Einwohner zählt, bleibt die Rüngsdorfer Kirche St. Andreas bis ins 19. Jahrhundert sakraler und liturgischer Knotenpunkt für die weitaus dichter besiedelten Ortschaften Plittersdorf und Godesberg. So sind etwa für das Jahr 1644 in Rüngsdorf lediglich 80 Anwohner registriert.
In den Kirchenakten des für den Seelsorgebereich zuständigen Bonner Cassius Stiftes taucht der Name Rüngsdorf zum ersten Mal anno 804 auf.
Die Ursprünge der Kirche St. Andreas gehen auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück. Dabei handelt es sich um den schlichten Sattelbau eines Langhauses, dessen Turm und Apsis sich jedoch ungewöhnlicher Weise am östlichen Ende befinden.
Diese bis heute erhaltene, (heute Eigentum der Bundesstadt Bonn) Chorturmanlage gilt in den Annalen der lokalen Gemeindegeschichte als Wahrzeichen des historischen Ortes Rüngsdorf.

Bauliche Wechselfälle des Rüngsdorfer Gotteshauses
Mit der 1888 erfolgenden Eingemeindung in den Kirchenbezirk Godesberg verändert sich vor Ort die Lage gravierend. Verantwortlich für neue Bauansprüche sind Gemeindezuwachs sowie das in der Nähe entstehende noble Villenviertel. So wird das nicht mehr ausreichende Langhaus von 1644 abgerissen und unter der Regie von Diözesanbaumeister Franz Statz um 1900 schräg gegenüber der historischen Chorturmanlage ein Neubau errichtet. Statzs pompöse Ideen von einer dreischiffigen neugotischen Basilika weichen aus Kostengründen zunächst einer bescheideneren Ausführung. Aus dem Boden gestampft wird ein neugotischer Sakralbau mit Chor und zweiachsigem Langhaus.
Die wiederum in den Jahren 1959 und 1960 greifenden Erweiterungen tragen stilistisch einer neu angebrochenen Bauepoche Rechnung. In diesem Zusammenhang veranlasst Baumeister Stefan Leuer markante Veränderungen des Erscheinungsbildes. Abgetragen wird zunächst das neugotische Kirchenschiff; zweiter Schritt architektonischer Schachzüge ist der, an den vorhandenen neugotischen Kleeblattchor angefügte Bau eines weiträumigen Kirchenschiffes. Eingeweiht wird der nunmehr zeitgemäß aufgerüstete und entschieden vergrößerte Kirchenbau durch den in Rüngsdorf ansässigen chinesischen Bischof Vitus Chang.
Mitte der achtziger Jahre leitet der auf Godesberger Bauwerke (siehe Kirche Herz Jesu) eingeschworene Kirchenarchitekt Peter Rieck eine Reihe von Renovierungs- und Absicherungsmaßnahmen ein. Dazu zählen neben infrastrukturellen Verbesserungen der Gesamtoptik (Orgelverlagerung, Arbeit an tektonischen Symmetrien) etwa die gemeindenahe, dreistufige Altarinsel und der, majestätische, aus rotem Sandstein gegossene Tischaltar.
Die aktuelle Ansicht der Pfarrkirche zeichnet sich aus durch straffe Gliederung. Durch konsequenten Einsatz von Backsteinmauerwerk und Schieferbedachung werden abweichende Höhenmasse (steil herausragender, neugotischer Chor) überbrückt. Einziges Dekor im Außenbereich bildet das über dem Hauptportal eingelassene Rosettenornament.
Im Umfeld des umstrukturierten Kirchengebäudes entstehen sich nach und nach gemeindeeigene Einrichtungen: katholischer Gemeindekindergarten (1967), Pfarrhaus (1972), Niederlassung der Vinzentinerinnen (ab 1903, Kronprinzenstrasse 1).

Innenausstattung von St. Andreas
Zwei sakrale Gegenstände verdienen besondere Beachtung.

Im Chorhaupt (hintere Chorrundung) anzutreffen ist das Kleinod eines spätbarocken Altaraufbaus. Dieser wurde um 1980, im Anschluss an Restaurierungen und plastische Ergänzungen (H. Schüttler) aus dem anliegenden Chorturm in die neuere St. Andreas Kirche transferiert. Der, mit Drehtabernakel ausgestattete Aufbau wird eingerahmt durch ein, als Giebelträger fungierendes Marmorsäulenduo. Wie Kunsthistorikerin und Archäologin Irmingard Achter (Bonn) im Band „Bonner Kirchen und Kapellen“ (Ferdinand Dümmler Verlag, Bonn, 1989) herausfiltert, gibt der Giebelträger den Blick frei auf „anspruchslose Gemälde“, eine farbige Szene, wo Gottvater (oberes Medaillon) Maria, Jesusknabe und der Heilige Andreas (Gemäldeoval) in eher plakative Erscheinung treten. Einer Inschrift zu entnehmen ist, das der Altar von Nachkommen einer gewissen Rosa Nell gestiftet wurde.
Historisch herausragend bedeutsam ist eine spätgotische Muttergottesskulptur niederrheinischer Herkunft; die um 1500 geschätzte Entstehungszeit der farbigen Marienverkörperung weilte bis 1972 in der nahen Marienkapelle (Rolandstrasse) und befindet sich jetzt in einer, an der linken Wandnische applizierten Glasvitrine.
Ein figurenreiches Ölgemälde (1712), das die Verurteilung Jesu thematisiert (rechter Kirchenquerarm) stammt eben sowie das Altargemälde aus dem ehemaligen neugotischen Kirchenbau. Dabei handelt es sich um eine Stiftung aus der Familie von und zu Bochholtz.
Zu den neuzeitlichen Blickpunkten zählt eine Reproduktion der Kreuzwegstationen des namhaften Malers Sieger Köder.
Die Synopse von Chorraum und Seitennischen überragt eine detailliert durchkomponierte Suite farbenprächtiger Kirchenfenster. Episoden aus der Vita von St. Andreas (hinterer Chorraum) sowie ein, den Tod des Heiligen Josef thematisierendes Glasmosaik bilden das Herzstück. Während das rechte Seitenschiff den Blick auf ehrwürdige Kirchväter lenkt, vergegenwärtigt das linke Pendant prominente Propheten.

Blickpunkte im Umfeld von St. Andreas
Die historische Chorturmanlage, Wahrzeichen von Rüngsdorf

Seit 1902 bildet das älteste Zeugnis von St. Andreas ein eigenständiges Monument. 1902 wurde im Zuge eines Kirchenneubaus das dazu gehörige Kirchenschiff niedergelegt.
Das Turmdach mit seinen hohen, gotischen Turmhelmen birgt zwei Glocken aus den Jahren 1746 und 1790.

Sechs Stufen aus historischen Trachytquadern führen zu einem romanischen Blockaltar. Dessen Schmiegensprofil wiederholt sich in den Bogenkämpfen. Ein weiteres Steinjuwel ist ein aus dem frühen 13. Jahrhundert stammender Taufstein. Der spätbarocke Altaraufbau gelangt 1980 in das Chorhaupt der neuen Pfarrkirche.
Eine hölzerne Außentreppe geleitet zu einem, mit dreiteiligen Schallfenstern ausstaffiertem Obergeschoss.
Eine einzigartige Augenweide ist der Ehrfurcht einflößende, bei Dunkelheit angestrahlte Chorbogen; dessen vergitterte Toröffnung gibt die Sicht frei auf die ursprüngliche Chorwölbung. An der Turmfassade findet sich ein appliziertes Bronzerelief, in dem das Rüngsdorfer Wappen verewigt ist.

Text: Christina zu Mecklenburg
Herbst 2006

Ein bereits bestehender Plan, im Norden Bad Godesbergs eine neue Kirche zu bauen, konkretisiert sich 1951 mit der Gründung eines Kirchbauvereins, dessen Leitung Kaplan Vogel übertragen wird.

Der Architekt H.P. Fischer aus Köln-Riehl, dessen Kirchbau in Wormersdorf vielen als ein gutes Modell erscheint, wird unter Zustimmung des erzbischöflichen Bauamtes mit der Planung der neuen Kirche beauftragt. Am 29. August 1951 eröffnet Dechant Heimbach mit dem ersten Spatenstich die Bauarbeiten und gibt den Namen der neuen Kirche bekannt: St. Augustinus.

Schon am 14. Dezember 1952 wird das neue Gotteshaus geweiht als die erste kath. Kirche, die in der Nachkriegszeit in Bad Godesberg erbaut wird. Mit den von der Gemeinde St. Marien gestifteten Glocken werden jetzt die Gläubigen zum Gottesdienst gerufen. Am 12./13. November 1955 wird die Kirche schließlich durch Weihbischof Josef Ferche feierlich konsekriert. Im November 1956 übernimmt Architekt Peter Rieck die Planung eines neuen Kindergartens, der im Mai 1959 eingeweiht wird. Im Jahr 1959 wird St. Augustinus selbständige Rektoratspfarrei. Johannes Vogel wird feierlich als Rektoratspfarrer eingeführt. Seit dem 15. Juni 1959 feiert übrigens Prof. Josef Ratzinger von der Theologischen Fakultät der Universität Bonn jetzt Papst Benedikt XVI täglich in St. Augustinus die hl. Messe.

In den folgenden Jahren wird das kirchliche Leben stark durch das 2. Vatikanische Konzil geprägt. Die Gruppierungen und Vereine, wie Müttergemeinschaft, Messdiener- und Jugendgruppen, Chor, Bücherei, Caritas usw., gestalten ein aktives Gemeindeleben. Im September 1973 wird St. Augustinus zur Pfarrei erhoben und Johannes Vogel zum ersten, einzigen und letzten nur für St. Augustinus zuständigen Pfarrer ernannt. Am 6. Januar 1991 wird er in den Ruhestand verabschiedet.

Pastor Klaus Brüssermann wird neben seiner Aufgabe als Pfarrer von St. Marien zum Pfarrer an St. Augustinus ernannt. Ihm gelingt die Realisierung eines über zwanzig Jahre alten Traumes der Gemeinde: am 21. Mai 1995 wird das Pfarrheim von St. Augustinus eingeweiht, gebaut nach den Plänen von Architekt Peter Breil.

In der Krypta der Kirche St. Augustinus hat übrigens schon seit vielen Jahren die Russisch Orthodoxe Gemeinde und Kirche zu Mariae Schutz in Bonn Bad Godesberg Bleibe und Heimat gefunden.

Nach Auflösung der beiden Kirchengemeinden St. Marien und St. Augustinus zum 31. Dezember 2005 und der Fusion mit Kirchengemeinde St. Servatius aus Friesdorf gibt es seit dem 1. Januar 2009 die „Kath. Kirchengemeinde St. Marien und St. Servatius“.

Text mit Unterstützung von Herrn Retterath

Lage und Eigenheiten
Der Flecken Erde, auf dem sich die Kirche St. Evergislus erhebt, gehört ohne Zweifel zu den malerischsten Winkeln der opulent besungenen und bedichteten Rheinromantik. So mag man dieses idyllische Sakralmonument als zu Stein gewordene Rheinromantik betrachten. Allerdings macht sich in der Kirchenarchitektur eine Parallele zur norddeutschen Backsteingotik geltend. In abgewandelter Ausführung erinnert der von Kommunalbauherr Paul Thomann entworfene Ursprungsbau insbesondere an die im Rheinland mehrfach inspirierend wirkende mecklenburgische Dorfkirche zu Schlieffenberg, 1854 bis 1859 erbaut von Karl Alexander Heideloff.

Vor allen Dingen die Gewölberippen und der Gewölbeverlauf im Kircheninneren liefern Aufschlüsse über die ursprüngliche Kirchengestalt.

Romantische Poesien, gotische Nachdenklichkeit und Gedankenhöhenflüge und sakrale, transzendentale Gedankenwelten finden seit kurzem zu einer subtilen, meditativ getönten Symbiose: diese wird wirksam in der, – ab Dämmerungseinbruch – mit geheimnisvoll blauen Lichtschimmern ummantelten Kirche. Die durch Gemeindepfarrer Dr. Wolfgang Picken angeregte Lichtinstallation (Firma Prinz) assoziiert multiple Aspekte: etwa den romantischen Mythos von der Suche nach der blauen Blume, Himmel und Wasser und nicht zuletzt den schützenden, und Reinheit signalisierenden himmelblauen Madonnenmantel.

Die Kapelle, Vorgängerin der heutigen Kirche
Im Jahr 1835 zählt das, seinerzeit der Pfarre Rüngsdorf unterstehende Plittersdorf 300 Bürger. Orteigener, katholischer Angelpunkt bildet eine, auf dem derzeitigen Friedhof angesiedelte Kapelle, die dem Heiligentrio: Georg, Nepomuk und Evergislus geweiht ist. Der später zum namensgebenden Pfarrpatron berufene Evergislus (Eberegisel) amtierte im 5. Jahrhundert als fünfter Kölner Bischof; erstarb 594 auf einer Missionsreise in Tongern. Die Reliquien des Heiligen und Märtyrers befinden sich heute in der Kölner Kirche St. Peter.

Die Plittersdorfer Kapelle wird im Zuge eines gemeindeeigenen Kirchenbaus anno 1871 abgerissen. Deren Glocke weilt jedoch bis heute im Kirchenturm zu St. Evergislus. Im kirchlichen Haupteingangsbereich anzutreffen sind heute: ein alter Inschriftstein der Georgkapelle sowie eine Lithografie von 1837, die das Andenken an das rührige Georgkirchlein bewahrt.

Grundzüge der Baugeschichte von St. Evergislus
Kontinuierlich ansteigende Einwohnerzahlen bewegen den seinerzeitigen Kölner Erzbischof Johannes Kardinal von Geissel dazu, Plittersdorf in den Stand einer autonomen Pfarrgemeinde zu erheben. Die Schenkung eines Baugrundstücks seitens des Auerhofinhabers Johann Adolf Solf ebnet 1870 die Wege zu einem orteigenen Gläubigenzentrum. Für das Bauprojekt eingeschaltet wird Kommunalbaumeister Paul Thomann, Bauherr von St. Severin in Mehlem und St. Rochus in Duisdorf. Als grobes Vorbild dient gleichwohl die 1864 fertiggestellte  Bornheimer Kirche St. Servatius. Konsekriert werden in Plittersdorf die rasch realisierten Baupläne am 7. August 1875 durch Kardinal Melchers.

Charakteristiken des Stammbaus sind: kreuzförmiger Grundriss, fünfseitiger Chor, harmonische Verhältnisse zwischen Wänden und Fenstern sowie der weitgehende Verzicht auf Außendekor.

Bedingt durch weiterhin anwachsende Gemeindedichte erfolgen im Jahr 1911 unter Regie von Architekt Jakob Stumpf (siehe Herz Jesu) eine Reihe von Bauerweiterungen. Mit der Anfügung niedriger Seitenschiffe erhält das Kirchenerscheinungsbild die Anmutung einer Basilika. Die im Absatz „Lage und Merkmale“ erwähnten Einflüsse und Paraphrasierungen norddeutscher Backsteingotik prägen seither gleichermaßen das neue architektonische Ambiente.

Das Kircheninnere
Mit der Kirchenerweiterung halten Plastiken, Reliefs, Malerei sowie andere sakrale Kunstobjekte Einzug.

Historische Spuren
Ein kleines Prunkstück bilden die, auf 1885 datierte Kreuzwegstationen. Die aus Terrakotta geformten Reliefs (ursprünglich gefasst in nachempfundene, gotische Rahmen) orientieren sich am bekannten Zyklus der Wiener Johanniskirche. Die zwischen 1844 und 1846 komponierten Gemäldevorbilder von Joseph Ritter von Führich regen seinerzeit zu vielfältigen Nachempfindungen an.

In den Blick stechen ebenfalls aus Terrakotta modellierte, seit der Restaurierung (1975) farbig gehaltene Heiligenskulpturen. Besonders ästhetisch erscheint insgesamt das strukturelle wie auch farbige Zwiegespräch zwischen bewegter, proportional fein abgestimmter Terrakotta Bogenreliefe (man beachte das üppige Blattdekor) und Heiligenensemble. Die Gesellschaft der Sockelheiligen setzt sich (ausgehend vom vorderen Kirchenschiff) folgendermaßen zusammen:

Linkes Kirchenschiff: St. Evergislus (vor dem Alterraum), Aloysius von Gonzaga (gegenüber von St. Evergislus), es folgen: die Gottesmutter Maria, (vermutlich) die Heilige Hildegard und die Heilige Margareta.

Rechtes Kirchenschiff: Georg (zweiter Kirchenschutzpatron), Kaiser Heinrich II., Johannes Nepomuk, Donatus und Bauernschutzpatron Leonard. Neben St. Georg fällt im Seitenaltar eine eindrucksreiche Kreuzigungsszene in den Blick.

Die beiden Kirchenpatrone Evergislus und Georg bilden die Nahtstelle zu jenen, in der Apsis zu entdeckenden vier, aus Sandstein geformten neoromanischen Reliefskulpturen. In der Chormitte anzutreffen sind die beiden Erzengel Gabriel (links) und Michael; diese werden flankiert von den Aposteln Petrus (links) und Paulus.

Die neugotische Innenausgestaltung setzt sich im Umfeld der Orgelempore fort mit Faltwerkfüllungen und zwei, aus Lindenholz modellierten Heiligengestalten, die ursprünglich im einstigen Hochaltar angesiedelt waren. Dabei handelt es sich linker Hand um die (mit Kirchenmodell versehene) die Heilige Hedwig, Herzogin von Schlesien; die Nichte der Hl. Elisabeth von Thüringen gilt als Patronin christlicher Nächstenliebe. Ihr gegenüber weilt die Heilige und Ordensgründerin (Salesianerinnen) Jeanne-Françoise von Chantal.

Besondere Notiz verdient das im rechten Kirchenhinterraum stationierte Marienbild, das laut Reclams Kunstführer (Band Italien V) der legendären, klassischitalienischen Tradition des Gnadenbildes der Madonna vom Guten Rate verpflichtet ist.

Modernistische Ergänzungen
In den 50er Jahren greifen in St. Evergislus weitere Umstrukturierungen sowie das Wirken des seinerzeit in der Gemeinde wohnhaften Meckenheimer Bildhauers Carl van Ackeren. So verlagert man etwa die Tabernakeltür mit ihrer Emmaus Szene gemeinsam mit dem, zuvor im Chor befindlichen Passionsskulpturentrio in den rechten, in den 1952 entstandenen Seitenaltar. Ein Relief, das den Heiligen Evergislus zeigt, wird 1965 in das westliche Kirchenportal integriert.

Anleihen aus romanischer Bildhauerei werden darüber hinaus sichtbar in der figurativen Ausstattung der Apsis sowie in der, im linken Seitenaltar eingelassenen Steinplastik; diese ursprünglich für Bronzeabgüsse vorgesehene Madonna mit Jesusknabe ist dem Godesberger Atelier des Bildhauers und Malers Hans Driever entsprungen. Auf Drievers Bildhauerkünste gehen ebenfalls Ambo, Kerzenleuchter und Kronleuchter zurück, die ihrer Aufmachung her an neugotische Rittersäle denken lassen.

Seit 2001 prangt über dem Altar ein von Herrmann J. Kassel geschaffenes Stahlkreuz. Das 350 Kilo schwere, in den Massen 180 x 160 x 25 Zentimeter gehaltene Kunstobjekt offenbart sich als Doppelkreuz von symbolischer Tragweite. Statik und Dynamik treten hier in einen spannenden Dialog. Die klassische Kreuzform umschließt ein sich in den Kirchenraum wölbendes Binnenkreuz. Dieses in sich gebogene Binnenkreuz erzeugt Lichtspalten und bringt ein Moment der Leichtigkeit und Bewegung ins Spiel. Suggeriert wird ein Innenleben, wo die, in der Vorstellung geweckte Christusgestalt, sich scheinbar mit ausgebreiteten Armen der Gläubigengemeinde zuneigt. Während das starre Rahmenkreuz gleichsam ewiges Andenken an Kreuz und Leid repräsentiert, signalisiert das sich lösende Binnenkreuz die durch den Erlösertod manifestierte Absolutheit der Gottesliebe, Auferstehung des Erlösers, österliche Freude und ewiges Leben.

Die nähere Umgebung von St. Evergislus
Ein bauliches Juwel erster Güte ist das, an den Friedhof angrenzende, nach dem Vorbild des römischen Pantheons konstruierte Mausoleum (siehe gesonderte Abhandlung). Das aufwändig und intensiv renovierte, als Urnenbegräbnisstätte vorgesehene Rundbauwerk gehört seit Sommer 2006 der von Pfarrer Dr. Wolfgang Picken 2005 ins Leben gerufenen Bürgerstiftung Rheinviertel.

Auch der Friedhof von St. Evergislus birgt historische Zeugnisse in Gestalt von Grabkreuzen aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Zwischen Friedhofsmauergrenze und Rheinpromenade trifft man auf einen alten, kircheneigenen Schutzpatron: die jüngst durch das evangelische Ehepaar Richard und Bärbel Grebert restaurierte Statue des Brückenheiligen Nepomuk gemahnt aber auch ein jene Fährschiffer und Flößer, die hier in verflossenen Zeiten neuen Atem, Kraft und Schwung holten.

Text: Christina zu Mecklenburg
Herbst 2006

3D-Animation der Kirche St. Evergislus

Ein virtueller Rundgang durch unsere Kirche

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Lage und Bauart
Oder: Poesie der Stille und Zurückgezogenheit

Verborgen in einer parkähnlichen Waldung, auf einem versteckten malerischen Rundpodest ist die, Anfang der sechziger Jahre errichte Kirche St. Hildegard. Deren verhältnismäßig bescheidene Höhenmasse, eine lediglich 16 Meter steile Turmspitze untermauern den baulichen Einklang mit vorgegebenen Ortstrukturen.

Die poetische Adresse „Im Meisengarten“ passt zu einem Sakralbau, dessen idyllische Rheinnähe per se ein Stück Rheinromantik projiziert. Ländlich, heimatbezogen und letztendlich volkstümlich sind überdies jene Werkstoffe, die der renommierte Kirchenbaumeister Emil Steffann gezielt einsetzt. An romantisches Gedankengut knüpft der 1899 in Bielefeld geborene, 1968 in Bad Godesberg tragisch ums Leben gekommene Stararchitekt gleichermaßen durch gewiefte Rückgriffe auf die römische Antike an.

Alleinstellungsmerkmale von St. Hildegard
Die imposante Architektur der, in Rom angesiedelten Basilika St. Stefano bildet die Inspirationsquelle für das achteckige, auf einer Rundplatte (Radius: 32 Meter) fundamentierte Gotteshaus. „Brüderliche Form“ nennt der 1964 mit dem Großen Kunstpreis NRW ausgezeichnete Kirchenkenner seinen Grundriss. Dahinter versteckt sich der, dem internationalen Ortsflair entsprechende Kerngedanke einer interkonfessionellen, sakralen Begegnungsstätte. Drei, hinter dem Altar platzierte Nischen sind sinnbildlich reserviert für römisch-katholische, evangelische und koptische Christen.

Bogenschlag zwischen Tradition und Gegenwart
Mauerwerk aus unverputzter Grauwacke, mit Schiefer belegte Satteldächer, Dachträger aus Fichtenholz und insgesamt naturbelassene, nicht polierte sowie heimatnahe Werkmaterialien prägen die, mit dem einstigen, nachbarlichen Pfarrfachwerkhaus korrespondierende Außenansicht von St. Hildegard. Die Dachspitze wird durch eine Spitzfindigkeit des Bauherrn gekrönt. Die hier prangende, güldene Frucht ist ein symbolischer Zwitter, in dem sich der traditionelle romanische Pinienzapfen mit der Form einer Traubedolde paart. Fruchtbarkeitssymbol (Pinie) und biblisches Sinnbild für Lebenserneuerung, Lebenskraft, Kirche und Jenseits finden hier zu einer originären Synthese. Geringfügig abgerückt vom Kirchenkomplex ist der mit Kreuz ausgestattete Kirchenturm.

Das Kircheninnere: liturgische Strenge und harmonische Gesamtkomposition
Im Gegensatz zum eher dunklen Außenambiente erscheint der Innenraum wie eine lichte Offenbarung. Acht Rundbogenfenster des Obergaden umsäumen den rundhallenartigen, durch Arkadengänge strukturierten Innenraum. Von Steffann und Kollege Bienefeld entworfen sind in eher funktionaler, karger Ausführung Altar (Grauwacke) und der durch formale Noblesse bestimmte Taufstein.

Kleinode und Besonderheiten
Hinter dem Altar befindet sich, auf zwei Säulen positioniert eine farbig gehaltene Verkündigungsszene. Zwischen Verkündigungsengel und Mutter Gottesstatue schwebt ein Kruzifix. Blickpunkt ist ebenfalls ein, als Tabernakel dienender Seitenaltar. Hier treffen sich jugendstilartige Ornamentik mit byzantinischer Mosaikkunst.

Eine einzigartige Kostbarkeit befindet sich im Kircheingang: eine, auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datierte, gleichwohl 1748 übermalte Ikone (Tempera auf Weichholz). Nach einem neuerlichen Gutachten des Bonner Diplomrestaurators Ivan Bentchev handelt es sich um eine, wahrscheinlich vom Ursprung her, griechische Ikone (Tempera auf Weichholz), welche die Madonna Virgo Lactans (stillende Gottesmutter) darstellt. Diese im Original nicht überlieferte Ikone verweist, so Bentchev, in ihrer Bildhaftigkeit auf den Typus der Passionsmadonna, der in der postbyzantinischen Zeit der römisch-katholischen Kirche nachzuweisen ist. Aufschlussreich, innerhalb der handwerklich niveaureichen Verbildlichung von Gottesmutter und Jesuskind ist der, in der rechten Oberecke präsente Erzengel Michael; dieser ist ausgestattet mit den traditionellen Passionsattributen: Kreuz, Lanze und Schwamm. Wie der engagierte Heimatforscher und Kircheninsider Guido Hemmer herausstellt, teilt der, durch ein Gitterwerk geschützte Kirchenschatz eine tiefgreifende Überlegung mit. „Die Ikone verbindet also die Kindheit des Gottessohnes mit dem Tod des Erlösers.“

Neuere Geschichte von St. Hildegard
Die Amtszeit von Pfarrer Dr. Wolfgang Picken

Um dem architektonisch einmaligen Gepräge des Kirchenraumes Rechnung zu tragen, veranlasste der seit November 2004 für die Gemeinde Bad Godesberg Rheinviertel zuständige Pfarrer Dr. Wolfgang Picken eine Reihe von überzeugenden Veränderungen.

Hier nur einige markante Beispiele:
Die starr und geradlinig auf den Altar zuführenden Kirchenbankreihen wurden, der Grundrundform entsprechend, in Hufeisenform um den Altar gruppiert. Befreit aus ihrer engen, altarnahen Nische wurde die Kirchenorgel, deren beachtlicher Sound nunmehr das gesamte Kirchenschiff erfüllt.

Das farbige Programm eines, von der Bürgerstiftung Rheinviertel organisierten, der Heiligen Hildegard von Bingen gewidmeten „Kulturherbst“ (2005) offenbart, dass die Kirche St. Hildegard ein überaus geeignetes Forum seriöser Künste ist.

Text: Christina zu Mecklenburg
Bonn, Herbst 2006

Am 1. Oktober 1860 wurde der Grundstein der St. Marien Kirche in Godesberg gelegt.

Der Dombaumeister Vinzenz Statz fertigte die Pläne. Pfarrer zur damaligen Zeit war Hubert Theodor Aegidius Minartz. Bis zur Fertigstellung des ursprünglichen Bauwerks 1862, das später im Jahre 1894 erweitert wurde und die heutige äußere Gestalt bekam, mussten die Godesberger Katholiken den mühseligen Weg zur Michaelkapelle an der Godesburg auf sich nehmen, um am Gottesdienst teilzunehmen.

Mit Hilfe der Spenden der damals noch nicht so zahlreichen Gemeindemitglieder und durch erhebliche Aufwendungen anderer, auch andersgläubiger Wohltäter konnte das Bauwerk begonnen und vollendet werden. Das Innere der Kirche wurde in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts im Zuge der Liturgieerneuerung aufgrund der Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils neu gestaltet.

Ein Kleinod in der St. Marien-Kirche ist die Pieta aus der Zeit der Gotik um 1300, ein Geschenk aus dem Nachlass des 1954 verstorbenen Künstlers Paul Kemp. Dieses Vesperbild gehört zu den innigsten und ergreifendsten Kunstwerken seiner Art weit und breit. Wie viele leidgeprüfte Menschen mögen im Lauf der Jahrhunderte vor dieser Pieta Sinndeutung ihres persönlichen Leidensweges und neue Kraft gefunden haben, wie viel Ergebung in Gottes Willen mag vor diesem Bild der schmerzreichen Mutter geschehen sein, wie viele Gebete mögen hier in Not und Schmerz zum Himmel geschickt worden sein.

Besondere Beachtung verdienen auch die Fenster in der St. Marien-Kirche. Aus ihnen hervorgehoben seien die Nord- und Südfenster im breiten Querschiff mit Darstellungen aus dem Leben der hl. Elisabeth bzw : des hl. Hermann-Josef und die Chorfenster mit Darstellungen aus dem Alten Testament (Opferung Isaaks und Passahmahl), die sich als Hinweise verstehen auf das Opfer Jesu am Kreuz und auf die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers im eucharistischen Opfermahl und auf das letzte Abendmahl Jesu, das ja ein Passahmahl war.

Ein weiterer Hinweis auf das Leiden Jesu ist sodann der Altar aus den 60er Jahren, der in seiner Ausgestaltung an die Dornenkrone des Herrn erinnern soll. Der ebenfalls moderne Tabernakel zeigt Ähren und Trauben als die Ursprünge der eucharistischen Gestalten von Brot und Wein, in denen sich Jesus Christus uns schenkt, wenn wir seinen Auftrag aus dem Abendmahlssaal erfüllen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!"

Aus der Geschichte der St. Marien-Pfarre seien neben der Gründung des Markusstiftes im Jahre 1878 und der Gründung des Hermann-Josef-Hauses im Jahre 1910 (die Armen Dienstmägde Jesu Christi aus dem Kloster in Dernbach arbeiten schon seit 1865 hier) die Pfarrer genannt, die jeweils den Stempel ihrer Persönlichkeit dem Leben und damit der Geschichte der Gemeinde aufprägten, die freilich ohne das qualifizierte Mitwirken zahlloser engagierter Mitglieder der Gemeinde im Laufe der langen Zeit seit Bestehen der selbständigen Pfarrei im Jahre 1805 ihren Dienst nicht hätten tun können. So sollen hier ihre Namen stellvertretend für alle Mitarbeiter in der Gemeinde genannt werden, da eine ausführliche Chronik den Rahmen dieser Seite übersteigt.

  • 1805 Jakob Joseph Domsell
  • 1818 Caspar Joseph Conzen
  • 1823 Wilhelm Balthasar Schmill
  • 1833 Johann Wilhelm van de Fenn
  • 1843 August Wurm
  • 1852 Wilhelm Constantin August Buschhausen
  • 1854 Heinrich Joseph Kemmerling
  • 1857 Hubert Theodor Aegidius Minartz (Erbauer der Marien-Kirche)
  • 1889 Dr. Hermann-Josef Winter, Dechant
  • 1929 Wilhelm Lücking, Dechant
  • 1936 August Heimbach, Dechant
  • 1958 Bernhard Limburg, Dechant
  • 1967 Joseph Bontenbroich
  • 1980 Klaus Brüssermann
  • 2007 John Nampiaparambil
  • 2009 Dr. Josey Thamarassery
  • 2011 Dr. Wolfgang Picken, Dechant
  • 2019 Edward Balagon
  • 2021 Pater Dr. Gianluca Carlin FSCB, Pfarrer

Bilder: © Otto Schreiber

3D-Animation der Kirche St. Marien

Ein virtueller Rundgang durch unsere Kirche

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Die schlichte, in neuromanischen Formen 1890/91 errichtete Markuskapelle, 1910 um ein Seitenschiff erweitert, entstand im Zusammenhang mit dem Bau des pfarreigenen Krankenhauses (Markusstift) an der Burgstraße, unweit der Marienkirche. Zu diesem Zweck wurde trotz zahlreicher Einwände das an gleicher Stelle stehende, älteste Gebäude in Godesberg niedergelegt, das aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem 12. Jh. stammende Kirchlein des Kapellenhofs, einem bereits im 9. Jh. erwähnten Besitz des Bonner Cassiusstifts.

1731 war an dieser durch den kurfürstlichen Beamten Markus von Schoenhoven eine Frühmesse gestiftet worden. Über den Wiederaufbau bzw. Neubau des angeblich „morschen" mittelalterlichen Kirchleins heißt es in einem zeitgenössischen Bericht: Die neue Kapelle wurde „in derselben Weise, in demselben Style, unter Beibehaltung aller Details und unter Verwendung des gleichen Materials wieder aufgeführt, wobei eine notwendige kleine Vergrößerung durch Verschieben der Längsachse vorgenommen wurde, und auch das betr. Kreuzgewölbe in der gleichen Art und Weise wieder hergestellt." Es entstand ein vierachsiger Bau mit romanischen Zwillingsfenstern an der Straßenseite, einem Vorgelagerten Eingangsbereich sowie einer kleinen Apsis.

Wie schon der Vorgängerbau, besitzt die Markuskapelle ein anderweitig genutztes Obergeschoss. Das 1984 geschlossene Krankenhaus beherbergt seit 1989 ein Seniorenwohnheim.

Die alte, romanische St. Martinskirche war gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur in einem schlechten Zustand, sondern für die Muffendorfer Gemeinde auch viel zu klein geworden. So gründete Pfarrverwalter Hubert Theodor Minartz 1883 den St. Martinus-Bauverein zur Verwaltung eines Baufonds für eine neue Kirche. In den folgenden zehn Jahren konnten diesem Fond durch Sammlungen und Spenden 26.000 Mark zugewiesen werden. Doch auch darüber hinaus wurden Anstrengungen zur Finanzierung eines Neubaus angestellt. Eine Hauskollekte, bei der Muffendorfer Kollektanten von Aachen bis Köln, von Düsseldorf und Essen bis in die Eifel reisten, erbrachte weiter 20.000 Mark. Und bei einer Kirchenkollekte in der Erzdiözese Köln kamen nochmal weitere 7.500 Mark zusammen.

Parallel zu den Bemühungen um eine Finanzierung lief die Suche nach einem geeigneten Baugrundstück für die neue Kirche. Als dieses schließlich auf dem Hügel mit dem Namen „der Helpert“ gefunden war, erwarb die Kirche die benötigten Parzellen zum einen durch Ländereientausch, zum anderen durch Ankauf und Schenkung von den damaligen Besitzern der Muffendorfer Kommende, der Familie von Fürstenberg. Ein weiteres Grundstück war bereits durch eine Stiftung aus dem Jahr 1629 in Kirchenbesitz.

Im April 1894 konnte schließlich die Grundsteinlegung erfolgen. Der Bonner Baumeister Anton Becker errichtete die dreischiffige Kirche im neugotischen Stil. Bereits am 5. Dezember 1895 wurde die Kirche geweiht. Die Übertragung des Allerheiligsten aus der alten Kirche fand drei Tage später im Rahmen der ersten feierlichen Messe statt.

Ebenfalls aus Alt-St. Martin übertragen wurde die dort vorhandene, kleine Kirchenorgel, die aber schon bald nicht mehr verwendbar war. So lieferte die Aachener Orgelbaufirma Stahlhut 1912 eine neue Orgel, die begleitet von zahlreichen Reparaturen über fünfzig Jahre lang ihren Dienst in St. Martin tat, bis sie „total verschlissen“ war, wie 1966 der Kölner Domorganist feststellte. So wurde eine neue Orgel in Auftrag gegeben, diesmal bei der Bonner Firma Klais. Die neue Orgel mit ihren 28 Registern und über 2000 Pfeifen wurde am 20. Oktober 1967 geweiht.

Nach dem Bau der neuen Pfarrkirche stand zum Geläute nur die Martinsglocke der alten Kirche zur Verfügung. Das genügte jedoch nicht. So beauftragte der Kirchenvorstand im Oktober 1898 die Glockengießerei Otto in Hemelingen bei Bremen mit der Herstellung von zwei weiteren Glocken mit den Tönen Dis und Gis, „genau stimmend zu der alten Fis-Glocke“ aus dem Jahre 1514. Ein Jahr später trafen die neuen Glocken am Godesberger Bahnhof ein, von wo aus sie mit Kränzen versehen auf einem vierspännigen Wagen nach Muffendorf gebracht wurden. Dort angekommen attestierte der Kölner Domkapellmeister den Glocken erstklassige Güte, woraufhin die Urform des Muffendorfer Pfarrblasorchesters auf den Plan trat: „Eine Musik-Kapelle, gebildet von Männern der hiesigen Pfarre, spielte so­fort nach Verkündigung dieses schönen Resultates auf dem freien Platz vor der neuen Kirche das Lied 'Großer Gott, Dich loben wir', und es wurde dieses Lied, Gott zum Danke, von den Anwesenden begeistert mitgesungen.“

Im zweiten Weltkrieg sollten die Glocken eingeschmolzen werden. Dazu wurden sie auch bereits abmontiert, doch zur Einschmelzung kam es dann doch nicht. So kehrten die Glocken in den Jahren 1947 und 1948 wieder wohlbehalten nach Muffendorf zurück.

Im Jahre 1960 wurde die in der Turmhalle befindliche Kriegergedächtnisstätte als Siebenschmerzenkapelle umgestaltet. Die Wandgemälde in der neugestalteten Halle schuf der Kölner Maler Peter Hecker, damals einer der namhaftesten Expressionisten. Er gestaltete das Thema der „Sieben Schmerzen Mariens“ in seinem expressionistischen Zyklus eindrucksvoll in dieser Kapelle, die dem Gedächtnis der Verstorbenen beider Weltkriege gewidmet ist. Der bekannte Kölner Künstler Sepp Hürten gestaltete und schnitzte ein neues Hauptportal. Die sich im Inneren der Kirche befindlichen Gedenktafeln zum Andenken an Pfarrer Franz Kerzmann, dem Erbauer des Gotteshauses, und an die Familie von Fürstenberg wurden schließlich hinter dem Chor an der Außenmauer angebracht.

Gefährliche Ausbuchtungen und Risse am Gewölbe waren der Anlass für eine grundlegende, große Renovierung der Pfarrkirche, die in der Zeit von Mitte März 1981 bis Ende März 1983 durchgeführt und wie diejenige von 1960/61 von dem Godesberger Architekten Peter Rieck betreut wurde. Dazu musste das ganze Gewölbe herausgerissen werden. Auch im Altarraum wurden Veränderungen vorgenommen. Ein neuer, von Sepp Hürten gestalteter Altar aus Bronze und ein neuer Ambo aus demselben Material sind auf den ersten Blick am auffälligsten. Das neue Sakramentshaus steht auf dem alten Hochaltar.

Der neue Altar aus Bronze brachte allerdings einiges Kopfzerbrechen mit sich. Es war nämlich ein Novum, Heiligenreliquien in einen Metallaltar einzuset­zen, normalerweise bestehen Heiligengräber aus Stein. Deshalb mussten sich sowohl die Liturgie- als auch die Kunstkommission der Erzdiözese mit dieser Situation befassen, ehe das Kölner Generalvikariat für die Konsekration des Altars, die am Palmsonntag 1983 durch Weihbischof Dr. Plöger erfolgte, grünes Licht gab. Der Altar darf als Reliquiengrab dienen, weil er fest mit der Erde verbunden ist, lautete schließlich die Entscheidung.

Nach der Renovierung 1960 waren die alten, noch im Nazarener Stil gemalten und mit geschnitzten Rahmen versehenen Stationen des Kreuzweges durch kleine Kreuze ersetzt worden. Schließlich beschloss der Kirchenvorstand im Anschluss an die umfassende Neugestaltung der Kirche, einen neuen Kreuzweg als unverzichtbaren Bestandteil der bildnerischen Ausgestaltung eines katholischen Gotteshauses zu schaffen. Der Auftrag dazu erging an die Muffendorfer Keramikerin Charlotte Küpper, die ihn in den Jahren 1986/87 ausführte. Sie erfüllte diese Aufgabe in der Weise, dass jedermann und insbesondere der Beter auf den ersten Blick sieht, welche der vierzehn Leidensstationen er vor sich hat. „Ich hielt es nicht für angebracht, einen Kreuzweg zu schaffen, der so wirklichkeitsfremd und verschlüsselt gestaltet ist, dass er gleichsam einer langatmigen Erklärung bedarf, um seine Aussage zu verstehen“, erklärte die Künstlerin zu ihrem Werk.

Seit Sommer 1945 befand sich im vorderen Teil der Muffendorfer Volks­schule der kleine, intime, aber keineswegs ausreichende und den Ansprüchen genügende Kindergarten. Nach der Stiftung des Kommendegartens im Jahre 1957 durch Elisabeth Mayer stellte sich die Frage nach dem Bau eines neuen Kindergartens. Bis zur endgültigen Planung und Sicherstellung der Finanzierung vergingen jedoch noch etliche Jahre. Am 1. September 1970 konnte dann der neue, ausreichend große und moderne Bau seiner Bestimmung übergeben werden. Noch ganze vier weitere Jahre musste die Gemeinde warten, bis auch das Pfarrheim, ebenfalls im Kommendegarten gelegen, fertig gestellt werden konnte.

Quelle: Heinz Wickert, Katholische Kirchengemeinde St. Martin Muffendorf, herausgegeben von der Gemeinde selbst, 1988; Fotos: Lars Bergengruen, 2008

Nordwestlich der Ruine der Godesburg, der nördlichsten Höhenburg am Rhein (120,8 m über NN, ca. 60 m über dem Rheintal), etwa 20 m unterhalb der Bergkuppe am äußeren Rand der spätmittelalterlichen Vorburg und in unmittelbare Nähe des zu Beginn des 19. Jh. angelegten Burgfriedhofs, liegt die barocke Michaelskapelle, deren Weihe für das Jahr 1699 überliefert ist.

Die Burgruine, Wahrzeichen Bad Godesbergs, befindet sich auf einem vulkanischen Kegel am Übergang der Hauptterrasse des Rheins zur Mittelterrasse, die aus Godesberger Bucht den südlichen Teil der Köln-Bonner-Bucht bildet. Während der Godesberg nach drei Seiten vergleichsweise steil abfällt, geht er in westlicher Richtung über in den Höhenzug der Ville.

Die Kapelle ist täglich geöffnet, von April bis Oktober von 8 Uhr bis 18 Uhr, von November bis März von 8 Uhr bis 16 Uhr.

St. Sebastianus

Die St. Sebastianus Kapelle im Ortsteil Schweinheim (Ecke Waldburgstraße Vennerstraße) wurde in den Jahren 1914/15 im Stil des Neobarock errichtet (Weihe 29. Juni 1915). Sie hat den als Schutzheiligen gegen die Pest verehrten Märtyrer Sebastianus zum Patron und ist von daher auch unter dem Namen Pestkapelle bekannt.

Architekt war der Godesberger Karl Schwarz, der sich eng an die Entwürfe des Provinzialkonservators Edmund Renard und dessen Mitarbeiter Theodor Wildeman hielt. Eingangs- und Chorseite des dreiachsigen, weiß verputzten Baus sind dreiseitig vorgezogen. Das geschweifte Dach mit einem als Laterne gestalteten Glockentürmchen bestimmt auch die Deckenform des Innenraums.

Das barockisierende Altarrentabel zeigt eine Kopie des bekannten Rubensgemäldes Christus am Kreuz. Eine Holzfigur der hl. Lüfthildis, möglicherweise die Kopie eines älteren Stückes, bezeugt die alte, erst nach 1960 abgebrochene Tradition der Wallfahrt von Schweinheim nach Meckenheim - Lüftelberg. Ein vergoldetes hölzernes Sebastianusreliquiar eine volkskunsthafte Figur des Pestheiligen und ein das Martyrium des hl. Sebastian darstellendes Gemälde (Arbeiten aus dem 17./18. Jh.) stammen der Überlieferung nach aus dem Kloster Marienforst, zu dessen Sebastianusreliquiar nachweislich bereits im 17. Jh., insbesondere im Anschluss an Pestepidemien, Prozessionen aus dem Bonner Raum und aus Königswinter zogen.

Die über dem Portal der Kapelle befindliche Texttafel "Bis hierher ging die Pest im Jahre 1666" erinnert an jene Elendszeiten und daran, dass die heutige Kapelle mindestens einen Vorgängerbau besaß, der gleich gegenüber im Bereich der heutigen Straßenkreuzung stand und bald nach Fertigstellung des Neubaus 1915 niedergelegt wurde. Quellen darüber, ob der Bau der ersten Pestkapelle von Marienforst oder von einer Initiative der Bevölkerung ausging oder ob ihm eine Stiftung zugrunde lag, sind nicht überliefert.

Die Kirche St. Servatius wurde 1888 in Friesdorf gebaut und 1944 im Krieg zerstört. Am 30. Oktober 1949 nimmt Domkapitular Dr. Wilhelm Corsten die feierliche Grundsteinlegung vor.

Schriftlich erwähnt wurde St. Severin zum ersten Male im Jahre 1181. Über die damalige Gestalt der Pfarrkirche ist leider nichts Näheres bekannt.

Die erste schriftliche Erwähnung eines Vorgängerbaus von St.Severin in Bonn-Mehlem stammt aus dem Jahr 1181. Dieses Kirchengebäude wurde während des Dreißigjährigen Krieges zerstört. Ein zweites Kirchengebäude am selben Standort brannte nach einem Blitzeinschlag am 19. Februar 1860 ab. Nur der Turm blieb stehen. Kreisbaumeister Paul Richard Thomann errichtete daraufhin bis 1863 ein neues Gotteshaus als dreischiffige Saalkirche und erhöhte den alten Turm, so dass St. Severin heute den höchsten Kirchturm zwischen Koblenz und Bonn besitzt.

Man kann die Verwandtschaft zur Kölner Severinskirche besonders beim äußeren Chorabschluss beobachten: es handelt sich im Kleinen um eine ähnlich strukturierte fünfseitige Apsis mit Zitaten der Stauferzeit: gegliederte Wandflächen durch Lisenen, Zwerggalerie und Rundfenster.

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Anlässlich einer Renovierung im Jahr 1929 gestaltete der Düsseldorfer Maler Bernhard Gauer den Innenraum durch künstlerische Ausmalung unter besonderer Berücksichtigung des 1925 durch Papst Pius XI geschaffenen Christkönigsfestes neu. Der damalige Pfarrer in Mehlem, Wilhelm Dierdorf, der zuvor in Aachen Pfarrer war und die Herz Jesu Kirche in Aachen durch Bernhard Gauer ausmalen ließ, holte ihn 1927auch nach Mehlem. Dort war Wilhelm Dierdorf seit 1927 der neue Pfarrer.

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Im Jahr 1968 wurde die Kirche wegen baulicher Mängel geschlossen und eine erneute Renovierung eingeleitet. Dabei wurden Altar, Tabernakel und Madonna ins Seitenschiff gegenüber dem neu eingerichteten Südportal verlegt und statt der alten Gewölbe eine flache Holzdecke eingezogen. Die Apsis wurde zum Nebenraum gemacht; Platz wurde durch Anbauten neben dem Südportal geschaffen. Die künstlerische Ausmalung wurde bis auf die Apsis zerstört.

Der Kölner Architekt Josef Lorenz gewann den Architektenpreis 1995. Seine Kirchenkonzeption, nämlich den Altar wieder in die Apsis zu stellen und die Flachdecke aufzugeben und neue (Leichtbau) Gewölbe einzubauen, war überzeugend. Außerdem wurden eine Sakramentskapelle und ein Beichtraum neu konzipiert, sowie der südliche Eingangsbereich.

Vor allem auch die moderne transparente Beleuchtung mit den Halogen Radleuchtern (Fa.Dinnebier) gibt dem Raum eine neue Festlichkeit.

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Der Kirchenraum wurde nun wieder ad orientem ausgerichtet und der Boden der Apsis samt Altar wurde angehoben. Tabernakel und Madonna fanden nun ihren Platz in den östlichen Seitenschiffen. Der Eingang zur Sakristei wurde verlegt. Architekt Josef Lorenz schuf eine neue Gewölbedecke aus Holz, die verblendet wurde. Gewölberippen, Schlusssteine und Kapitelle erhielten durch den Kirchenmaler Roland Gassert eine ornamentale Gestaltung. Der Turmraum erhielt einen unmittelbaren Zugang zur alten Empore und zum Turmaufgang. Im Turmraum wurde auch das Taufbecken aufgestellt. Eine Abtrennung einzelner Räume der Kirche durch schmiedeeiserne Gitter durch Michael Franke erlaubt es, den Vor- und Andachtsraum der Kirche tagsüber geöffnet zu lassen.

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Ausmalung - Malerei

Erhalten vom aufwendigen Schmuckprogramm sind heute nur noch eine Halbfigur des Christus als König und Apostelbilder in der Apsis. Aus alten Fotos von St.Severin wissen wir, dass die gesamte Kirche mit ikonografisch schönem Bild-Programm ausgemalt war. Dies fiel der Renovierung/Modernisierung 1968/70 zum Opfer.
Nur noch die Apsis zeigt etwas von der Gestaltung von Bernhard Gauer.
Auf dem Triumphbogen finden wir als Chorabschluss eine Inschrift, der Spruch ist als Psalmvers angegeben und gibt den Hinweis auf das Ausmalungsprogramm von St. Severin, das in den Jahren 1927 bis1929 geschaffen wurde. "Saget es den Völkern, dass der Herr der Herrscher ist“.
Man hat das Motiv des Christkönigs gewählt. Christus erscheint im Brokatmantel und blauem Untergewand in Halbfigur. Die Arme sind weit ausgebreitet und die halbgeöffneten Hände reichen bis zum oberen Querbalken des Kreuzes, welches in grünblauer Kontur als Hintergrundfolie erscheint. Die gesamte Apsiskuppel ist in terracotta als Hintergrundfarbe ausgemalt.
Christus, der König trägt eine Krone, nicht die Dornenkrone, nicht die Reichskrone, es ist vielmehr die Königskrone, so wie sie bis zum 2.Vatikanum dargestellt wurde als Rang- und Würdezeichen mit zwei herabfallenden Bändern hinten und oben auf der Mitte ein Kreuz.

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Links und rechts an den Chorpfeilern sind jeweils sechs Apostel mit ihren jeweiligen Attributen gemalt. Unten links beginnt die Reihe mit dem Hl. Matthias, da die Kirchengemeinde eine besondere Beziehung zu Trier und diesem Apostel pflegt und die Kirchengemeinde auch eine Reliquie verehrt.

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Glasmalerei

Die Glasfenster der St.Severinskirche sind in Chor- und Hauptschifffenstern noch komplett erhalten: Sie stammen vom Ende des 19.Jahrhunderts und wurden in Linnich von der Glasmalerei Dr.Heinrich Oidtmann geschaffen. Im mittleren Chorfenster ist dies belegt und die Entstehungszeit 1895-1898 angegeben. Dargestellt sind in der Mitte Christus, der Auferstandene und links der Kirchenpatron, der Bischof Severin. Rechts ist die Hl.Cäcilia, Patronin der Musik dargestellt. In wunderschönen Kleinszenen sind die Epiphanie, das Abendmahl, das Pfingstereignis, die Herz-Jesu Verehrung und der Ruhm der Jungfräulichkeit dargestellt.

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Im Zuge des letzten Umbaus zur Jahrtausendwende erhielt die Kirche vier neue Glasfenster, die die Mehlemer Künstlerin Irene Rothweiler schuf.
Es sind dies das Turmfenster, das Beichtkapellenfenster, das Marienfenster über dem südlichen Portal und das Eucharistiefenster im südlichen Annex. Das Tympanonfenster ist ein Marienfenster als Gedächtnisfenster für Johannes Paul II, der wie wenige Päpste vor ihm, Silbernes Papstjubiläum feierte. Papst Johannes Paul II, der in seinem Wappen Totus Tuus, d.h. ganz dein, auf den besonderen Schutz der Gottesmutter vertraut, hat der Kirche zu diesem Anlass einen neuen Rosenkranz geschenkt, den lichtreichen Rosenkranz. Unser Fenster symbolisiert in jeweils zehn Prismengläsern in unterschiedlichen Farben die vier Rosenkränze: freudenreich, schmerzensreich, glorreich und lichtreich. Der lichtreiche Rosenkranz in klaren Glasprismen endet im Schriftzug des Sockels. Drei stilisierte Blüten stehen für die göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe, die bei jedem Rosenkranz in den 3 Ave Marias bedacht werden.
Im lichten, gelben, kreisförmigen Mittelfeld sehen wir die junge Mutter Maria und Jesus. Hier konkretisiert sich schon die Weihnachtsbotschaft aus Jesaja:
,,Licht strahlt heute über uns, da uns geboren der Herr"

 

Quelle: Irene Rothweiler, 2014; Fotos: Lars Bergengruen, 2008

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