Runder Tisch:Offener Brief
P. Gianluca, Pfarrer und Vorsitzender des Runden Tisches der Flüchtlingshilfe Bad Godesberg, und Frau Spee, Koordinatorin unserer Flüchtlingshilfe, unter den Unterzeichnern
Sehr geehrte Bonner Kandidaten und Kandidatinnen für die Bundestagswahlen 2025,
die Unterzeichner*innen dieses Briefes sind seit Jahren in der Koordination ehrenamtlicher Integrationsarbeit für Geflüchtete und mit Geflüchteten in Bonn aktiv und verfolgen nun in größter Sorge die drastischen Kürzungen im Integrationshaushalt NRW, die geplanten Kürzungen des BAMF im Bereich Integrationskurse sowie insbesondere die brandgefährlichen Veränderungen in der politischen Debattenkultur im Themenfeld Migration. Der wahrnehmbare Verlust von Menschlichkeit bis hin zu gruppenbezogener Feindseligkeit und die erkennbare Unzufriedenheit mit der Alltagsdemokratie bedürfen dringend einer unmissverständlich klaren politischen Antwort.
Unsere gesellschaftlichen Probleme dürfen wir nicht auf dem Rücken der Schwächsten der Gesellschaft austragen. Dies würde zu einer noch stärkeren sozialen Spaltung unserer Gesellschaft führen. Für eine starke Demokratie und für nachhaltigen sozialen Frieden brauchen wir gerade in herausfordernden Zeiten eine politische Führung durch Optimismus sowie eine glaubhaft vermittelte Zuversicht, dass Integration gelingt und auch in Zukunft gelingen wird.
Stehen Sie deutlich im Wahlkampf und in Ihrer parlamentarischen Arbeit für Humanität und Schutz gegen den momentanen Mainstream des Aufspringens auf populistische und vermeintlich einfache Wege sowie verlässliche Konzepte in der Sozial- und Integrationspolitik, die Integration weiterhin befördern und nicht verhindern. Nur durch mutige Erzählungen gegen salonfähig gewordene Stammtischdiskussionen können wir dem Aufstieg demokratiefeindlicher Kräfte entgegenwirken.
Mittelkürzungen oder gar das komplette Streichen wichtiger Integrationsprojekte sind sicher nicht die geeignete Antwort und sind zudem ökonomisch betrachtet mit den erwartbaren Folgen unverantwortlich. Wir haben zudem große Sorge, dass die Anfälligkeit für eine Radikalisierung durch das Gefühl der Ausgrenzung steigen wird.
Von Ihnen und Ihren Parteien erwarten wir im Vorfeld der Neuwahlen zum deutschen Bundestag kluge Konzepte und mutige Worte sowie ein positives Einwirken auch innerhalb Ihrer Parteien.
Hunderte von Ehrenamtlichen aus Kirchengemeinden und Stadtgesellschaft kommen in Bonn seit Jahren ihrer Verantwortung für ein friedvolles Miteinander nach. Vor allem ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, wenn Integration gelingt.
Unterstützen Sie dieses Bemühen durch sehr eindringliche Worte und Taten. Kürzungen und fehlgeleitete Debatten konterkarieren diese wertvolle Arbeit, demotivieren und untergraben eine angemessene Wertschätzung.
Für Gespräche stehen wir gerne zu Ihrer Verfügung.